Wolken im Khumbu
 

Ein ungewöhnlicher Trekking-Verlauf
im Everest-Gebiet
 

Reisebericht 02.10. - 21.10.2016

 

Ankunft in Lukla - Ausgangspunkt zum Trekking ins Khumbu

Regen von Surke nach Kharikola

Mani Mauer unterhalb von Panggom (2.890 m)

Chorten in Karikhola

Namche Basar 2016 - Das Tor zu allen Trekking-Touren ins Everest Gebiet

Wolken ziehen vor die Ama Dablam im Khumbu

Cho Oyu (8.201 m).

Dicke Wolken auf dem Weg nach Gokyo Lake

Mit dem Heli von Syangboche nach Phaplu

 

Vorwort

Vor 15 Jahren war ich mit meiner Frau Dorlis und Govinda zum ersten Male im Sargamatha Nationalpark. Da im Jahre 2001 der Flughafen Lukla eine asphaltierte Landebahn bekam, mussten wir nach Jiri und von dort mit dem Helikopter nach Lukla fliegen und unser Kurztrek endete in/um Namche Bazar. Auf weiteren Touren habe ich das Gebiet in allen Himmelsrichtungen durchstreift. Meine Erlebnisse sind vom Frühjahr

2012 - 4 Wochen im Khumbu - Von Jiri bis zum Kala Pattar
2014 - Pikey Peaks - Panoramawanderung von Shivalaya nach Lukla
und im November
2014 - Neues aus dem Khumbu - Lukla, Ama Dablam BC, Cho La, Phaplu

in meinen Reiseberichten beschrieben. Es gibt noch einige weiße Flecken in der Landkarte, die ich heuer mit Sanje Sherpa endlich erreichen möchte.

Klaus Töpfer
HIMATREK
Gelsenkirchen, Januar 2017

www.himatrek.de
info@himatrek.de

Goma Air - Airport Kathmandu1. Tag - 02.10.2016

Unser Ausgangspunkt ist Phaplu. Tickets hat Krishna mit der neu gegründeten GOMA AIR besorgt. In der neuen Halle des Inlandflughafens begeben wir uns rechtzeitig zum Schalter von GOMA, geplante Abflugzeit: 10:00. Mich wundert, dass auf der Anzeigetafel unser Flug ab 12:00 erscheint. Momentan werden bei allen Mountain-Airlines nur Flüge nach Lukla abgefertigt. Sanje erkundigt sich. Check-in nach Phaplu um 11 Uhr. Zwei Stunden in der überfüllten Wartehalle ausharren. Auch um 11 Uhr hat das dortige Team keine aktuellen Infos. Die Ungewissheit nervt. Kommen wir heute noch nach Phaplu? Das Wetter ist doch super.

Dann hat die Warterei plötzlich ihr Ende: Flug nach Phaplu canceled! Dies wäre heute auch der einzige Flug gewesen. Die Airlines TARA und SIMRIK hatten bereits gestern sämtliche Flüge in diese Richtung gestrichen. Aufgrund all der (Über-)Buchungen und der guten Wetterlage wird nur Lukla angeflogen. Mit Touristen an Bord lässt sich viel mehr Geld verdienen, als mit Einheimischen, welche nur 10 - 20% des Flugpreises für Ausländer bezahlen.

Plan B lautet: Wenn Phaplu nicht möglich, dann nach Lukla. Der Tourverlauf wird umdisponiert. Das Mera-Gebiet hat Priorität. Aber zunächst müssen Sanje und ich in der Mittagshitze zurück nach Sitapaila. 1.000 NRP soll die Fahrt kosten, schließlich 800 NRP als Sonderpreis. Immer noch zu viel. Mit einem Taxi außerhalb des Parkplatzes zahlen wir 500 NRP.

Völlig verschwitzt und gerädert unter die Dusche und dann in die Koje. Das Biepen meines Smartphones reißt mich aus den Träumen. Es ist Krishna. Heute eingetroffene Gäste sind bereits im Hotel Samsara. Petra und Gabi, die ich während unserer Info-Veranstaltung in Berlin kennen lernte, sind noch abzuholen. Wir verabreden uns zum gemeinsamen Abendessen in Thamel, denn auch mein Magen knurrt ohne Mittagessen. 

2. Tag - 03.10.2016

Goma Air - Kathmandu - LuklaDie Flüge sind abermals mit GOMA Air gebucht. Abflug: 09:30, Anzeige: 10:30. Mir wird flau im Magen. Kommt Plan C zum Tragen? Morgen per Jeep nach Phaplu? Aufatmen, wir können einchecken. Durch die Sicherheitskontrolle in den Wartesaal. Endlich um 10:40 Uhr der Aufruf. Der Bus fährt zum Parkplatz der kleinen, robusten Mountain-Flugzeuge. Wo ist die Maschine von GOMA? Es dauert ein Weilchen bis 2 moderne Maschinen in Parkposition rollen. Passagiere steigen aus, auftanken, Gepäck verladen, Startfreigabe abwarten und dann schnell hinein in die Maschine, die mit 2er und 1er Sitzreihe 4 Personen mehr Platz bietet. Geschwind auf den Runway, die Motoren auf Hochtour, beschleunigen, abheben.

Lukla Die Berge sind leider wolkenverhangen. Mein Altimeter zeigt die höchste Flughöhe mit 4.150 m an. Nach ca. 35 Minuten eine perfekte Landung in Lukla (2.780 m). Pünktlich zur Mittagzeit kehren wir in die Sherpa Lodge, direkt gegenüber dem Terminal, ein.

Wolken in LuklaGen Süden hängt ein Gewitter in den Bergen. Der Übergang nach Mera über den Zwratla (4.614 m) ist in dicke Wolken verhüllt. Wir beabsichtigen diesen hinsichtlich der erforderlichen Akklimatisierung von der Rückseite zu überqueren. Ein recht steiler und heute rutschiger Weg führt hinunter nach Surke, wo wir in der uns wohlbekannten Yak & Yeti-Lodge nach 2 Stunden Quartier beziehen. Dort treffen wir 2 Franzosen, die Gokyo zu Ziel haben und einen Münchener der mit einer Gruppe ab Lukla den Mera Peak erklimmen möchte.
 

3. Tag - 04.10.2016

Von Surke nach Paiya Ein Wecker ist nicht erforderlich. Ab spätestens 7 Uhr sind die nach/von Lukla fliegen Maschinen unüberhörbar. Waren es gestern 500 Höhenmeter abwärts, so sind es heute erst einmal 500 Höhenmeter aufwärts. Nur spärlich kommen uns Touristen entgegen. Statt dessen unzählige Muli-Karawanen. Es ist der typische Highway für den Transport von Kerosin, Gas und Zement von Phaplu zum Umschlagplatz Lukla. Stop and Go, die schwer beladenen Pferdchen haben Vorfahrt.Behive Lodge in Paiya

Es beginnt zu regnen. Her mit dem Regenponcho. Im Ort Paiya (2.730 m) befindet sich unsere wohlbekannte Beehive Lodge mit den kleinen 2-Bett-Häuschen (Cottages). Vom gestrigen Abstieg verspüre ich leichten Muskelkater und bin froh, dort meine müden Beine hoch legen zu können. Obwohl es seit Surke keine Internet-Verbindung (WiFi) gibt, läuft hier das TV mit 999 Satellitenprogrammen. Es darf gezappt werden! 

Träger im Regen4. Tag - 05.10.2016

Weiterhin Nieselregen. Nebelschwaden hängen im Tal und den Bergen. Kein Motorengeräusch, keine Flüge nach Lukla. Nach dem Frühstück zeigt sich ein blauer Fleck am Himmel. Es regnet nicht mehr! Wir brechen auf. Schnell zieht es sich wieder zu. Erst leichter Nieselregen, dann fallen die Tropfen. Nach Überquerung des Kari La (3.080 m) sind wir froh, in die Sonam Lodge (2.885 m) flüchten können.

Bupsa im KhumbuBitte Indra, sei uns gnädig. Zwei Stunden Regenpause und wir sind trockenen Fußes in Bupsa (2.340 m). Es scheint, dass er uns erhört hat. Um 13 Uhr beginnt die Regenpause und endet mit unserer Ankunft wieder einmal in der Kongde View Lodge. Auf herzlichste werden wir von Wirt und Wirtin empfangen, doch den „View“ verdecken die dichten Wolken.

Über ein Lumbini Net ist WiFi verfügbar. Aber 350 NRP? Damit kann ich mehr als eine Stunde mit daheim telefonieren.

5. Tag - 06.10.2016

Hurra, ich lebe noch! Ein schmaler, rutschiger Pfad windet sich im ständigen auf- und ab den Hang nach Panggom (2.890 m) entlang. Über uns eine dichte, dunkle Wolkendecke aus welcher sich hin und wieder ein heftiger Schauer ergießt. Himalayan Trekkers Lodge in PaggomNeben meinen leichten Muskelkater in den Oberschenkeln machen sich Rücken- und Hüftgelenke mit Schmerzen bemerkbar. Glücklicherweise stehen unterwegs zwei einfache Teehäuser, um eine Verschnaufpause einlegen zu können. Wird Isoprophen AL 800 die Pein etwas lindern? Weiter kämpfe ich mich über Stock und Stein weiter. In der neu gebauten Himalayan Trekkers Lodge lasse ich mich recht ausgelaugt auf die Matratze fallen.

Am Abend etwas Gutes: Wir lassen uns die mitgebrachte Salami schmecken.

6. Tag - 07.10.2016

Es ist frustrierend. Keine Wetterbesserung in Sicht, alles grau in grau. Den Plan, zum Khare Camp (5.000 m) nördlich des Mera Peaks zu wandern, geben wir auf. Nicht nur wetterbedingt, sondern auch die Wegverhältnisse werden keineswegs besser. Zudem muss ich meine lädierten Knochen schonen, welche eine Ruhepause benötigen. Wir steigen nach Kharikhola (2.040 m) ab. Hier lädt die „Earthquake resistance“ Peaceful Lodge zur sicheren Übernachtung ein. Der richtige Platz, um einen Ruhetag einzulegen.

7. Tag - 08.10.2016

Es regnet Bindfäden. Gegen 8 Uhr schäle ich mich langsam aus den Schlafsack. Gemütlich frühstücken. Eine Recharge Card für 105 NRP gewährt den Zugang zum Internet. So erfahre ich, dass meinen Kindern und Enkeln in den Osterferien sonniges Wetter gegönnt ist. Ein Blick in die Wettervorhersage. Östlich von Kathmandu erstreckt sich von Süden ein langes Wolkenband. Im Westen hingegen herrscht eitler Sonnenschein. Es scheint, wir sind zur falschen Zeit am falschen Ort.

Im Laufe des Tages unternehmen wir einen Spaziergang zur Gompa. Im Top Hill Gasthaus, wo wir bereits übernachteten und Sanje gut bekannt ist, kreiert er für mich eines seiner speziellen Menüs: Kartoffeln, Pilze, Tomaten und ein paar weitere Zutaten.

Abermals wird die Wetterlage recherchiert. In 3 Tagen soll Wetterbesserung eintreten. Wir sind optimistisch und werden morgen in Richtung Gokyo aufbrechen. 

Sonnenschein im Khumbu?8. Tag - 09.10.2016

Wer sagt’s denn. Sonnenschein. Zwar hängen noch einige Wolken in den Bergen aber die warmen Strahlen beleben das Gemüt. Frohen Mutes zurück nach Bupsa. Nach einer kurzen Rast heißt es den Kari La von der anderen Seite zu erklimmen und dann im langen Bogen nach Paiya abzusteigen. Rechtzeitig zur Mittagspause, kurz bevor Indra mit Wolken, Nebel und Regen wütet, retten wir uns in die Lodge am Pass.

Man ist es gewohnt, Regenponcho, Plastiksack, … auspacken und überziehen. Mit 6 älteren Herren (Bergsteiger aus UK) machen wir uns auf den Weg. Keine Frage, dass wir in Paiya im Bienenhaus Quartier beziehen.

Abstieg nach Surke unterhalb von Lukla (Khumbu)9. Tag - 10.10.2016

In der Nacht hat es heftig geschüttet. Im Morgengrauen zeigt sich überraschend ein wolkenloser Himmel. Heute zum Frühstück Tibetan Bred mit Trekkers Honey, bestehend aus jeweils 1/3 Honig, Zucker und Wasser. Muli Karawanen im Everest GebietGuides und Porter werden mit Tsampa (geröstetes Maismehl mit Wasser) versorgt, welches sich gut zum Mauern erdbebensicherer Häuser eignet. Ebenso matschig ist der Weg nach Surke hinunter. Ständig aufwärts führt der Weg nach Chheplung (2.660 m). Die Sonne brennt vom Firmament. Ständig landen und starten Maschinen in/von Lukla. Der Rückstau der in Kathmandu und Lukla seit Tagen wartenden Touristen wird aufgelöst. Es ist Hochsaison im Khumbu. Trotzdem begegnen uns keine Touristen. Die 6 Bergsteiger sind nach Lukla abgezweigt, haben den Mera Peak zum Ziel. Ständige Wegbegleiter sind lediglich die Muli-Karawanen.

In den Ortschaften Muse und Chaurikharka sind neu gebaute Unterkünfte mangels Touristen verwaist, gar geschlossen. Norbu Linka Lodge in Chheplung am Everest-Trekking HighwayÄltere gammeln vor sich hin. Ein paar Treppen hinauf und in Chheplung trifft man auf den Trekking Highway. Auf der Terrasse der Norbu Linka Lodge lassen wir uns am Nachmittag ein kühles Blondes schmecken. Bis zum Einsetzen der Dämmerung ziehen endlos Wanderer und Gruppen mit Guides und Trägern in Richtung Lukla und Phakding vorüber. Dieser Ort ist kein typischer Übernachtungspunkt, so dass wir die einzigen Gäste am Abend sind. Der Fernseher läuft. Heute wird nicht herum gezappt. Der Wirt mag Wrestling und wir schauen der Show zu.

10. Tag - 11.10.2016

Happy Dashain. Der Beginn des einwöchigen Festes bringt klare Bergsicht und es ist kein Wölkchen auszumachen. Langsam nähern sich die Strahlen der aufgehenden Sonne dem Talgrund. Heute ist erstmals Sonnencreme vor Abmarsch nach Phakding erforderlich. Trekking Highway nach PhakdingZunächst abwärts, dann ein paar kleinere Anstiege durch Nurning und Chhuthawa. Auf diesen gut ausgebauten Weg stehen immer wieder buddhistischer Manimauern, Gebetsmühlen Chörten und riesige mit Mantras bemalte Findlinge, die im Uhrzeigersinn links herum zu umgehen sind: Ohm Mani Padme Hum. Der Dudh Koshi (Milchfluss) rauscht mittlerweile entlang es Weges. Bis Phakding (2.640 m) sind es nur noch ein paar Schritte. Dort kehren wir wie immer in der Kala Pattar Lodge ein, bevor es nach Bengkar (2.630 m) weiter geht.Lodge in Benkar

Seit der letzten Tour vor 2 Jahren sind weitere neue Lodges gebaut worden. Teilweise echte Komfort Hotels, die anscheinend vergeblich auf Gäste warten. Kapazitäten sind genügend vorhanden und man kann problemlos außerhalb der touristisch beliebten und damit meist überfüllten Gasthäusern in Phakding und Monjo nächtigen. Unser Domizil ist wiederum das gemütliche Himalayan Guest House in Bengkar.

11. Tag - 12.10.2016

Als wir uns gegen 07:30 Uhr auf den Weg machen, ist des im tiefen Tal noch recht kühl. Nur die westlichen Berghänge leuchten im Schein der aufgehenden Sonne. Eine Hängebrücke führt auf die östliche Seite des Dudh Koshi. Der letzte steile Anstieg hinauf nach Monjo wurde verbreitert und bequemer gestaltet. Sagarmatha National Park - Tor zum Trekking im Everest GebietKurz danach erreicht man den Eingang zum Sargamatha Nationalpark: Checkpoint, das TIMS wird kontrolliert und die Eintrittsgebühr, falls noch nicht in Kathmandu geschehen, ist zu entrichten.Träger auf dem Weg nach Namche

Endlich habe ich meinen gewohnten Gehrhythmus gefunden. Langsam, beständig Schritt für Schritt. Kein erhöhter Puls. Was soll es, wenn einige Wanderer hurtig vorbei ziehen. Viele Touristen teilweise mit Guides und Trägern kommen uns entgegen. Hillary Bridges mach Namche BazarMit 70 bis 90 kg auf dem Buckel sind die Träger, welche die Lodges mit allen versorgen, unterwegs oder marschieren geschwind mit leerem Traggestell nach Lukla. Das anstrengendste Teil auf der Etappe nach Namche Basar sind die StufenEveres View Point zur neuen Hillary Brücke, welche oberhalb der alten stillgelegten liegt. Nachdem auch wir ein Band Gebetsfahnen an das Geländer geknüpft haben, folgen wir in Kehren dem Weg zum View Point. Everest und Lotse sind hinter einen Wolkenschleier verborgen. Doch urplötzlich zeigt sich für wenige Minuten die Spitze des Everest.

Durch schattigen Wald geht es gemächlich weiter. Eine weitere Biegung und der Talkessel von Namche liegt vor uns. Am der Kontrollstation sind TIMS und Permit vorzulegen. Gegenüber werden Erfrischungsgetränke für die durstigen Kehlen feil geboten. Einige Minuten weiter, erreicht man die ersten Gasthäuser. Nun bestehen zwei Alternativen. Die Stufen hinauf zum oberen Rand oder um den Hang herum zum Taleingang von Namche Basar mit seiner alten Stupa, die vom Erdbeben stark angeknackt ist. Daneben ein neu angelegter Springbrunnen. Wir folgen dem Wasserlauf des ehemaligen Baches, der nun durch einzelne überdachte Becken plätschert.

Namche Basar alte Stupa am Eingang von Namche Neuer Springbrunnen in Namche Basar

Um 13:30 ziehen wir, wie vor 2 Jahren, ins Ama Dablam Hotel ein. Nach einer ordentlichen warmen Dusche fällt später auch der Wildwuchs in meinem Gesicht der scharfen Klinge des Barbiers zum Opfer. Kostenloses WiFi steht zur Verfügung und somit die weite Welt des Internets. Es darf gegoogelt und gewathsappt werden, auch Facebook meldet neue Nachrichten.

Kongde vom Ama Dablam Hotel in Namche Basar12. Tag - 13.10.2016

Das Kongde Massiv erstrahlt im morgendlichen Glanz. Heute am Ausruhtag begebe ich mich in Sandalen zur Gompa. Diese ist neben der Stupa das einzige Relikt aus der Vergangenheit. Irish Pub Bestand Namche früher nur aus einigen Bauerhäusern und Kartoffeläckern, so reihen sich nunmehr unzählige Hotels im weiten Rund. Mitten drin das Shopping-Center mit Banken, Bars, Restaurants und Geschäften für Lebensmittel, Souvenirs, Wander- und  Expeditions-Ausrüstung. Sollte jemanden noch etwas zum Besteigung des Everest fehlen, hier ist alles vom Fake bis zum Original-Equipment erhältlich. Ein Irish Pub offeriert dazu die passenden Power-Getränke, wie z.B. Hot Cho Whisky, Diamox und Donkey Piss. 

Trekking Highway oberhalb von Namche 13. Tag - 14.10.2016

Ähnlich wie bei der Alpenüberquerung auf dem E5 von Oberstdorf nach Meran starten wir mit den Massen. Es ist Hochsaison und in Europa sind Herbstferien. Schätzungsweise sind 200 bis 250 Touristen unterwegs. Everest, Lotse und Ama Dablam tauchen nach einer Biegung auf. Stau, alles bleibt stehen, Fotos werden geschossen. Dann Gedrängel an/um der Stupa. Verständlich, denn dieser Morgen beschert ein prächtiges Herbstwetter und wer dies erstmals erlebt, dem kann man es nicht verdenken, dies in Bildern oder Film festzuhalten.

Yaks auf Everest-TrekkingNach etwa 2 Stunden ist der Knotenpunkt mit den Weggabelungen in Richtung Khumjung, Gokyo und Tengboche in Kyangjuma (3.550 m) erreicht. Mehrere Gasthäuser laden zur Rast ein. Emsige Tibeterinnen bieten Schmuck und Andenken aller Art feil. Gefühlsmäßig zweigen ca. 90 % der Wanderer in Richtung Tengboche mit den Zielen Everest BC oder Island Peak ab. Ama Dablam mit PhortseWährend diese erst einmal zum Imja Khola absteigen, müssen wir einige Höhenmeter über recht steile Stufen erklimmen. Danach zieht sich der Weg am Hang entlang. Blick voraus weiterhin Everest und Lotse. Gegenüber die imposanten Massive der Ama Dablam bis zum Thamserku im Hinku Himal. Doch mehr und mehr ziehen Wolkenbänke das Tal hinauf. Es wird neblig und unangenehm kühl. Als wir in Mong (3.975 m), dem Geburtsort des Lama Dorje Sange eintreffen, sind all die Gipfel hinter Wolken verschwunden.

Nun heißt es wieder in das tiefe Tal des Dudh Koshi nach Phortse Tanga (3.680 m) abzusteigen. Hier ist die Gretchenfrage zu lösen: Ist es möglich, den Weg über Thare und Thore zu nehmen? Sind die Lodges geöffnet? Ja lautet die Auskunft des Wirtes in der River Site Lodge. Aber dieser Weg ist lang und beschwerlich und wir müssten heute noch nach Phortse (3.810 m) wandern. River Side Lodge in Phortse Tanga - Trekkintg nach GokyoIn Anbetracht der Tatsache, dass so gut wie niemand diese Strecke geht, entscheiden wir, morgen den Normalweg über Dhole und Machhermo nach Gokyo anzutreten, um dort zu entscheiden, welchen Rückweg wir nehmen.

Als am späten Nachmittag eine 12-köpfige Wandergruppe eintrifft, ist der Gastraum während unserer Tour erstmals rappelvoll. In Ermangelung von WiFi verbringt man den Abend um den heißen Ofen herum.

Hinku Himal 14. Tag - 15.10.2016

Sanje und ich verlassen kurz nach 8 Uhr als Letzte die Lodge. Nachdem die ersten Höhenmeter erklommen, der Körper seine Betriebstemperatur erreicht hat und die Sonne ihr übriges dazu tut, verschwindet der Pullover im Rucksack. Sonnencreme ins Gesicht, Sonnenbrille auf und weiter geht’s. Im gleißenden Gegenlicht ragen die Gipfel des Hinku Himals in den noch klaren Himmel. Schwer beladene Yaks kommen uns entgegen. Vorbei an rauschenden Wasserfällen wird die 4.000 m-Grenze erreicht. Wasserfälle auf dem Weg nach DholeDer Weg schlängelt sich dahin und unverhofft liegt nach einer Biegung die Lodge-Siedung Dhole (4.100 m) vor uns. Abermals hat sich die Wetterlage total gewandelt. Von Nebel und Wolken umgeben wird es kalt und windig.

Nach vorgezogener Mittagsrast nehmen wir die nächste Etappe in Angriff. Sofort steil einen Sattel hinauf, der bei sonnigem Wetter sicherlich eine Tortur ist. Anschließend gemächlicher ansteigend erreichen wir bereits gegen 13 Uhr die einsam am Wegesrand stehende Mountain View Top Hill Lodge (4.300 m). Bergsicht? Fehlanzeige, wir stecken im dichten Nebel. Mountain Vie Top Hill LodgeWeiter aufzusteigen macht keinen Spaß und Zeit haben wir zu genüge. Die Wetterlage ist extrem mies. Da wird immer noch behauptet: Ab Anfang Oktober besteht die beste Bergsicht. Im Zuge des globalen Wetterwandels trifft dies nach meinen letztjährigen Erfahrung frühestens ab Mitte Oktober zu.

Warum nicht nach einer guten Tomaten-Zwiebel-Suppe ein Nickerchen machen? Gut ausgeruht, schmecken Apfelfritter und Milchkaffee um so besser. Wir sind und bleiben die einzigen Gäste. Zum Abend werden im Ofen Holz und Dung mehrmals mit Hilfe von Kerosin angezündet. Der Kamin zieht nicht. Schließlich entfaltet sich das Feuer. Die Temperatur steigt im Raum auf höllische Hitze, nahe 30 °C. Übrigens, im Jahre 2010 habe ich mit Krishna auf dem Rückweg von Gokyo hier übernachtet.

15. Tag - 16.10.2016Yaks auf dem Weg nach Marchermo - Gokyo Trekking

Morgengrauen. Eine Welt in Grau. Nur ein Strahl der aufgehenden Sonne findet ein Loch in der Wolkendecke. Unverhofft reißen die Nebel auf. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Eine Herde Yaks wird zu den Weidegründen getrieben. Bis Machhermo (4.410 m) ist es nicht mehr all zu weit. Im Norden zeigt sich der 8.201 m hohe Cho Oyu. Es ist noch früh am Tage als Wind und Wolken den Kampf gegen Sonnenschein gewinnen. Cho Oyu im KhumbuDie View Point Lodge in Phangga schält sich aus dichtem Nebel heraus.

 Hier in 4.500 m Höhe ist es arschkalt. Da freut sich das Herz, abermals in einer überheizten Stube um einen bullernden Ofen sitzen zu dürfen. Heute sind wir nicht allein, denn neben einigen Gästen kamen mehrere Guides und Träger vom überfüllten Gokyo herunter, um hier zu übernachten.

16. Tag - 17.10.2016

Demoralisierend und frustrierend ist es, wenn man morgens in dichten nasskalten Nebel eingehüllt ist. Bis Gokyo sind es zwar nur noch 300 Höhenmeter. Aber dort in überfüllten Lodges bei eisiger Kälte ausharren und auf einen sonnigen Tag zum Gokyo Ri hoffen? Das scheint äußerst unwahrscheinlich! Schweren Herzens wird die Entscheidung getroffen, die Tour abzubrechen. Somit scheitert auch mein 3. Anlauf den Gokyo Ri zu erreichen. Eine solch schlechte Wetterperiode habe ich im Oktober noch nicht erlebt. Ein Telefonat mit Krishna: Seit 2 Tagen sind keine Flüge nach/von Lukla möglich. Davon betroffen sind auch einige unserer Gäste. Krishna bucht unsere Rückflüge von Lukla nach Kathmandu vorsorglich auf den 24.10.2016 um. Kommen somit 3 Tage eher zurück und haben dennoch genügend Zeit für den Rückweg.

Nebel in Dhole. Der Gastraum in der Himalayan Lodge ist voll. Statt auf dem Gipfel des Gokyo Ri lassen wir uns hier die Schinken schmecken.

Lodge in Dhole - Gokyo Trekking17. Tag - 18.10.2016

Das darf doch nicht wahr sein. Azurblauer Himmel, kein Wölkchen am Firmament. Dies wäre der ideale Tag zum Gokyo Ri gewesen. Aus vorbei, Pech gehabt, die falsche Entscheidung getroffen. Nachdem sich der Gastraum geleert hat, steigen wir nach Phortse Tanga hinunter und dann nach Mong hinauf. MongDen Wirtsleuten in der dortigen Sherpa Lodge hatten wir versprochen auf unserem Rückweg abermals bei ihnen einzukehren und eventuell zu übernachten.

Nach unserer Ankunft kann ich den unverhofften Sonnenschein noch ein wenig auf der Terrasse genießen, während bereits dicke Wolken vom Süden heran nahen. Die für den Gokyo mitgenommenen Gebetsfahnen ersetzen nun die arg zerfledderten. Sanja und der Wirt haben diese von der Stupa zum Haus aufgehängt.

18. Tag - 19.10.2016

Zumindest hatte ich gehofft, früh morgens einen malerischen Sonnenaufgang erleben zu können. Enttäuschung pur, Nieselregen und ein paar Schneeflocken fallen. Durch wahrlich grauer Suppe wandern wir nach Khumjung zur dortigen Ama Dablam Lodge.Blick auf die Ama Dablam von Khumjung Nur gelegentlich durchdringt ein einsamer Sonnenstrahl die dichte Wolkendecke.

Zur Mittagzeit trifft Lalit mit unseren Gästen Daniela und Thomas ein. Sie hatten 2 Tage in Kathmandu zu ihren Flug nach Lukla ausharren müssen. Gemeinsam begeben wir uns auf einen Rundgang durch das sogenannte grüne Dorf. Sämtliche Dächer dieser Ortschaft sind grün gestrichen. Nur ein roter Tupfer markiert die Gompa, wo das Fell eines Yeti aufbewahrt wird. Der Hüter des Yeti Fells in KhumjungMit strengem Augen bewacht ein Einheimischer den Zugang. Der Eintritt kostet 250 NRP pro Person und ein Foto nochmals das Gleiche. Da hört der Spaß auf. Das ist Abzocke für ein nachweislich dort ausgeselltes Ziegenfell. Wer ein Bild sucht, findet es bei Google oder im Reiseführer.

Wir verabschieden uns beim Kaffee in einer Bäckerei, die kostenloses WiFi bietet. Die Drei müssen wieder zurück nach Namche um morgen ihre Tour mit dem Ziel Island Peak fortzusetzen.

Pass zwischen Khumjung und Syangboche19. Tag - 20.10.2016

In Daunenjacke, mit Pudelmütze und Handschuhen steigen wir die Stufen zum kleinen Pass hinauf, der über Syangboche nach Namche führt. Statt eines phantastischen Panoramas mit Everest, Lotse und Ama Dablam erblicken wir nur tief hängende Wolken. Bis auf etwa 4.000 m ist Schnee gefallen. Ein eisiger Wind weht.

Heli in SyangbocheGeschwind hinunter zum Airport Syangboche. Das laute Dröhnen der Rotoren eines landenden Hubschraubers erschallt. Es ist ein Transporter aus Phaplu, beladen mit 3,6 Tonnen Gütern. Diverse Baumaterialien bis hin zu Cola, Fanta, Sprite und Bier werden entladen.

Der Heli wird leer nach Phaplu zurück fliegen und fragen kostet nichts. Besteht die Möglichkeit mitzufliegen und was kostet es? Für mich 10.000 NRP und Sanje 3.500 NRP ist das Angebot. Insgesamt etwa 115 EUR, preiswerter als unsere Flüge von Lukla nach Kathmandu.  Zudem entfällt das Risiko, dass wir in Lukla ein oder gar mehrere Tage wetterbedingt festhängen. Von Phaplu können wir per Jeep oder Bus bereits morgen Abend in Kathmandu sein.

Nachdem Krishna dieser Möglichkeit zugestimmt hat, buchen wir den Flug. Ein Ticket gibt es nicht. Es ist wohl ein gutes Taschengeld für die Managerin in Syangboche und den Piloten. Hinein in den Laderaum. Während ich auf den einzigen Notsitz Platz nehmen kann, machen es sich Sanje und 2 weitere Nepali auf ihren Rucksäcken bequem.

Flughafen PhapluBereits 10 Minuten später setzt der Helikopter neben der Landebahn in Phaplu auf. Eitler Sonnenschein. Das Schlechtwettergebiet ist in der Bergen zurück geblieben. Kein Flugzeug in Sicht. Schnell die Runway überqueren, ein paar Stufen hoch und nach ein paar Metern kehre ich zum 3. Mal ins Everest Hotel ein. Bis zur Mittagzeit ist uns noch sonniges Wetter gegönnt. Dann verdecken auch hier düstere Wolken die Sonne. Sanje besorgt die Tickets für unsere Rückfahrt.

Jeep Phaplu - Kathmandu20. Tag - 21.10.2016

Raus aus den Federn. Um 5 Uhr wartet der Jeep vor dem Hotel. Zunächst geht die Fahrt hinunter nach Salleri zum dortigen Sammelpunkt, sämtlicher in Richtung Kathmandu fahrenden Jeeps. Je nach Buchung muss der eine oder andere Passagier umsteigen. All dies dauert ein Weilchen. Konvois werden zusammen gestellt, damit im Fall der Fälle gegenseitig geholfen werden kann. Abschied vom Khumbu TrekkingZur Morgendämmerung endlich Abfahrt. Die Schotterpiste schlängelt sich zum Pass hinauf. Ein abschließender Blick auf die südlichen Gipfel des Khumbu. Anschließend hinunter in das Tal des Sunkoshi River und über die neue Brücke zum gegenüber liegenden Ufer.

Die gesamte Fahrt verläuft relativ planmäßig, bis ein liegengebliebener LKW die Straße blockiert. Abwarten oder einen Umweg nehmen? Sunkoshi RiverDa das Problem anscheinend nicht zu beheben ist, nimmt unser Fahrer den Umweg. Nach einigen zeitraubenden Rangiererei mit entgegen kommenden Fahrzeugen kommen wir auf die Hauptstraße zurück. Dort läuft alles wieder normal. Endlich auf dem fertigen und asphaltierten Highway, der von Kathmandu über Dulikhel ins Terai führt.

Nach 14 Stunden „on Road“ verlassen wir an der Kreuzung nahe des Flughafens den Jeep zur abendlichen Rushhour. Im dichten Megastau erhaschen wir irgendwie in ein Taxi, dessen Fahrer uns, schneller als es die Polizei erlaubt, nach Sitapaila bringt.
 

Vielleicht besteht in Zukunft doch noch einmal die Möglichkeit
zum Mera vorzurücken oder den Gokyo Ri zu erklimmen.
Die Hoffnung darf man keinesfalls aufgeben.