Um den Manaslu

 

eine Schneetour über den 5.106 m hohen Larke La
die im zweiten Anlauf gelingt!
 Dann das Erdbeben am 25.04.2015

 

 

 

Gebetsfahnen und alte Brücke Tor nach Ligaon, Manaslu-Umrundung Manaslu 8.163 m, Nepal
Junge in Lo, Manaslu Manaslu North, Samagaon Schneefelder von Samdo
Aufstieg nach Dharamsala, Larke Phedi, Manaslu Larke La - 5.106 n, Manaslu-Umrundung Sonnenuntergang auf den Weg nach Bimtang

 

Reisebericht 03.04 - 30.04.2015

 

Vorwort

 

Im Frühjahr 2011 mussten wir die Umrundung des Manaslu in Larke Phedi (Dharmashala) aufgrund heftiger Schneefälle abbrechen. In diesem Jahr soll es nun endlich gelingen. Vor Überraschungen ist man aber niemals sicher. Trotz abermals recht schlechter Wetterverhältnisse gelang es den Larke La schließlich im dritten Anlauf zu passieren.

 

Zum Zeitpunkt des Erdbebens waren wir zum Glück bereits auf der sicheren Seite.

 

Dieser Bericht ist Teil meines Gesamtberichtes „Ein buntes Kaleidoskop Nepal 2015“ und beginnt somit mit dem 49. Tag.

 

 

 

© Klaus Töpfer

HIMATREK

Gelsenkirchen, Juni 2015

 

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49. Tag - 03.04.2015

 

Das Permit für die Umrundung des Manaslu wird erst ab 2 Personen erteilt. Somit werde ich mich den heute erwarteten Gästen aus Berlin anschließen. Sundar, ein Freund unseres langjährigen Guides Dipendra, wird mich als Porter-Guide begleiten, so dass ich im Fall der Fälle flexibel und unabhängig von der Gruppe bleibe.

 

Verspätet und ohne Gepäck treffen die drei Pechvögel mit Jet Airways in Kathmandu ein. Zu allem Übel ist auch noch das Hotel Samsara überbucht. Statt einem Doppel- und einem Einzelzimmer, müssen die Drei heute Nacht mit einem 3-Bett-Zimmer Vorlieb nehmen. Zur Entschädigung kredenzt die Küche des Hauses ein kostenloses Welcome Dhaal Bhaat.

 

50. Tag - 04.04.2015

 

Während Krishna mit Hannes zum Airport fährt, um das nachzuliefernde Gepäck abzuholen, treffe ich mich mit Bernd und Klaus. Nach einem kleinen Rundgang durch Thamel, erfahren wir, dass das Gepäck noch irgendwo in Mumbai steht. Auch mit der Nachmittags-Maschine ist der vergessene Container nicht dabei. Betroffen sind ca. 30 Touristen. Welch ein Glück für unsere Gäste, dass die Tour erst am 06.04. beginnt. Die Permits können sowieso erst morgen, am Sonntag besorgt werden. Sollte das Gepäck letztendlich verloren gegangen sein, erstellen wir eine Liste der Dinge, die wir notfalls morgen in Kathmandu einkaufen können.

 

51. Tag - 05.04.2015

 

Frohe Ostern! Ich erledige die letzen Besorgungen, suche meinen Barbier zur vorläufig letzten Rasur auf und hoffe inständig, dass wir morgen zur Tour um den Manaslu aufbrechen können. Dann die erlösende Nachricht. Das Gepäck der Berliner ist eingetroffen.

 

Nachdem alles Weitere für die morgige Fahrt nach Arughat besprochen ist, geht es geschwind auf Krishnas Motorrad nach Sitapaila. Zur Besorgung der allerletzten Dinge hält Krishna vor der Apotheke. Salbe gegen mögliche Rückenschmerzen und viel wichtiger ist die Anti-Mückencreme, da unser Trekking  in Arughat im Tiefland (600 m) beginnt. Runter vom Moped. Das tiefe Loch inmitten der Straße hatte ich schon gesehen, aber in der Dunkelheit krache ich voll hinein. Glück im Umglück: Der Apotheker vorsorgt sofort meine Abschürfungen am Knie und die geprellte rechte Hand. Eis ist da die beste Medizin. Das Eispaket etwas zu groß. Kein Problem, schneiden wir es etwas kleiner. Gesagt, getan und mit einer elastischen Binde wird das Stückchen um die Hand gewickelt. Oh je, nach einigen Minuten quillt ein Gel heraus. Es war nicht gefrorenes Eis, sondern wie bei uns ein Kühlelement, welches der Apotheker aus dem Eisfach hervor holte.

 

Jeep nach Arugath52. Tag - 06.4.2015

 

Gegen 9 Uhr werde ich in Sitapaila von Bernd, seinem Sohn Hannes und Klaus wie verabredet abgeholt. Lalit als Guide und die beiden Träger sind bereits an Bord. Sundar und ich steigen zu. Wir verlassen das Kathmandutal. Aber gleich auf der Strecke hinunter zum Trisuli stecken wir, wie auf heimischen Autobahnen, im Stau: Unfall, nichts bewegt sich in beide Richtungen. Plötzlich setzen sich alle Räder wieder in Bewegung und zügig ist die Abzweigung nach Dhading Beshi erreicht. Dort endet die asphaltierte Straße. Nun windet sich die Schotterpiste durch die Berge bis wir recht durchgerüttelt das breite Flussbett des Ankhu Khola erreichen. Im eiskalten Gletscherwasser vom Ganesh Himal, wirft ein Fischer sein Netz aus. Viel wagemutiger sind die abgehärteten Kinder, die sich in LKW-Reifenschläuchen durch das tosende Wasser treiben lassen.

 

Abermals führt der Fahrweg in Serpentinen hinauf, bis nach etwa einer Stunde das Arughat (570 m) am Budhi Ghandaki vor uns liegt. Unser Fahrer hat eine tolle Leistung vollbracht. Einschließlich Stau und Mittagspause waren wir gerade mal 6 Stunden auf Achse. Ein kurzer Fußweg durch die Innenstadt und hinüber zum gegenüber liegenden Ufer führt zum heutigen Quartier in der Manaslu Lodge.

 

53. Tag - 07.4.2015

 

Heute wird in Nepal (general-)gestreikt! Alle Räder stehen still. Sehr zu unserem Vorteil, denn auf der Strecke über Arkhet Bazar bis nach Soti Khola verkehren weder Busse noch Jeeps. Bananen BlühteBei herrlichem Sonnenschein folgen wir somit einer staubfreien Schotterpiste. Zu beiden Seiten stehen Bananen und Papaya-Stauden. Felder werden für die Aussaat vorbereitet. Reis wird gepflanzt, Nepals typisches Landleben mit vereinzelten Bauerhäusern am Wegesrand. Aus frisch geerntetem Zuckerrohr wird der süße Saft gepresst. Natürlich geschieht dies von Hand mit einem Presswerkzeug, welches durch drehen mit langen Stangen von im Kreis laufenden Kindern betätigt wird. Die Mutter „füttert“ die Presse. Da springen wir mal schnell ein, um zu helfen.

 

 

Reisfeld, Gorka/Manaslu Zuckerrohr pressen, Gorka, Nepal Zuckerrohr-Presse auf dem Weg um den Manaslu

 

Zur Mittagszeit erreichen wir Soti Khola. Hier endet die befahrbare Piste. Weiter aufwärts ist die Strecke bereits seit meinem Besuch im Jahre 2011 vom Monsun zerstört. Wir wandern mühsam über holpriges und stellenweise lose rollendes Gestein. Muli Karawanen, welche die weiter oben liegenden Dörfer und Lodges mit allem Nötigen versorgen ziehen vorbei oder kommen meist leer entgegen. Alles was dort oben wächst und gedeiht, wird für den eigenen Verzehr benötigt.

Schließlich führen Stufen eine steil abfallende Felswand entlang. Tief in der engen Schlucht tost der Budhi Ghandaki. Die steinernen Treppen ziehen sich dahin. Eine Biegung um die Felswand. Ist dort bereits Lapubesi (880 m)? Einige weitere Felshänge sind zu umrunden. Dann endlich, ein kurzes Stück hinunter und wieder hinauf und wir sind am Ziel im neu erbautem Gasthaus. Im Herbst 2012 auf der Tour ins Tsum Valley wurde gerade die zweite Lodge eröffnet, inzwischen sind es fünf.

 

54. Tag - 08.4.2015

Ein recht gemütlicher Weg führt zum breiten Flussbett hinunter. Provisorische Teehäuser laden zur Rast ein. Während des Monsuns wird das weite Tal vom Budhi Ghandaki überschwemmt. Die Bevölkerung muss dann die oberen, sogenannten Sommerwege nehmen, die sich etwas beschwerlicher am Hang entlangwinden. Da wir auf flachen Weg rasch vorankommen, gönnen wir uns eine kleine Rast. Bernd wagt ein Bad im Fluss. Mulis bevorzugen gleiches im lockeren Sand. Und des Spaßes halber üben wir uns im Steine stoßen. Der Wettkampf endet schließlich mit Liegestützen von Lalit und Bernd.

 

Budhi Ghandaki - Um den Manaslu Mulies am Budhi Ghandaki - Manaslu-Umrundung Training auf dem Trek um den Manaslu

 

Machhakholagaon ist der nächste größere Ort. Im dortigem Hotel Chumvally habe ich bereits 3 mal übernachtet. Heute kehren wir dort nur zur Lunchpause ein. Zur bestellten Kartoffel-Knoblauch-Suppe werden die gestern gekauften Tomaten aufgeschnitten. Wo ist mein aus Kathmandu mitgebrachter Himalayan-Pfeffer geblieben, den ich so gerne zum nachwürzen nehme? Er steht noch immer auf dem Frühstückstisch in Lapubesi.

 

Shangri La Lodge in Khorlabesi (Manaslu-Umrundung)Ein kurze Etappe bringt uns in etwa 1 ½ Stunden nach Khorlabesi (970 m). Dort stehen mittlerweile zwei Lodges und die dritte befindet sich in Bau. Dies erklärt auch den regen Verkehr der mit Zementsäcken beladenen Mulis. Das Shangri La bietet zur Übernachtung kleine Häuschen. Ein Zweibettzimmer mit teilweise eigenem Bad. Klaus und ich haben das Glück. Unser buntes Hexenhäuschen bietet all diesen Komfort.

 

Tatopani - Manaslu55. Tag - 09.4.2015

 

Bis Tatopani (990 m) ist es nicht weit. Da wir gestern ausgiebig duschen konnten, erübrigt sich das Bad in den heißen Quellen. Zudem ist heute eine längere Strecke zu bewältigen. Über eine Hängebrücke wechseln wir auf die rechte und schattige Seite. Das Tal verengt sich zu einer Schlucht. Von den fast senkrechten Felswänden stürzen gewaltige Wasserfälle in die Tiefe. Eine kleine Pause in Dobhan, den gleichnamigen Khola per Hängebrücke überqueren und noch vor Aufstieg entlang des tosenden Wassers nach Yuru Khola, lädt unverhofft ein neues Gasthaus zur Einkehr ein. Pellkartoffeln mit Salz und Chili, welch ein Genuss.

 

Yuro Khola (1.330 m) ist nicht mehr wieder zu erkennen. Standen die einfachen Teehäuser seinerzeit im Flussbett, so entsteht jetzt am Hang eine neue Siedlung. Hier wird man zukünftig auch übernachten können. Ein neuer Weg führt oberhalb der sich während des Monsuns oft ändernden Wasserläufe durch die Felswand, der schließlich in das breite Tal mündet. Als der Weg wieder zur linken Seite des Budhi Ghandaki wechselt ist Jagat (1.410 m), das Tor zum Manaslu Nationalpark erreicht. Es ist bereits 17:15 Uhr als wir in der unscheinbaren, im Hinterhof familiär geführten Lodge Quartier beziehen.

 

Nepali Breakfast in Jagath56. Tag - 10.4.2015

 

Was und wo es auch immer passiert sein mag, am Morgen gibt es kein fließendes Wasser. Schnell wird es in großen Krügen für die Toilette, zum Waschen und noch wichtiger für den Kaffee bzw. Tee zum Frühstück herbei geschafft.

 

Die Wanderung folgt weiterhin dem Flussverlauf. In fast jeder größeren Siedlung bis hinauf nach Philim steht mindestens ein neues Gasthaus. Das sonnige Wetter ist uns weiterhin treu. Da wird der noch vor kurzen gefallene Schnee hoch oben am Larke La (5.106 m) dahin schmelzen. Die vereisten Gipfel des Ganesh Himal ragen im Osten empor. Gen Süden erhebt sich das Pama Himal, das Grenzgebirge zu Tibet in den wolkenlosen Himmel. Die Berghänge werden flacher, Bauernlandschaft mit kleinen malerischen Siedlungen. Ein alter Mann treibt seine Kühe zur nächsten Weide. Am rauschenden Bach klappert die Mühle. Aufgeschreckte Geckos (Eidechsen) huschen in die Ritzen der Mauern oder liegen faul in der Sonne. Ein einsamer Hirte am Wegesrand hütet die Schafe und Ziegen des Dorfes.

 

 

Budhi Ghandaki, Manaslu-TrekkingNachdem der Budhi Ghandaki auf eine der längsten Hängebrücken überquert ist, folgt ein schweißtreibender Aufstieg nach Philim (1.590 m), denn die Sonne knallt erbarmungslos vom Firmament. Das Dorf vollzieht einen gewaltigen Wandel. Neue Unterkünfte wurden bzw. werden gebaut. Die wenigen alten Gasthäuser sind oft schon aufgegeben und gammeln vor sich hin. Eine Erfrischung ist angebracht. Eine der übrig gebliebenen Lodge aus der Gründerzeit des hiesigen Lodge-Trekking vor gerade mal 6 Jahren, bietet ein schattiges Plätzchen.

 

Oberhalb des tiefen Canyon verläuft der gut ausgebaute Weg am Hang entlang. In Ekle Bhatti (1.600 m) fällt das pinkfarbene Gasthaus sofort auf. Warum nicht bei „Hello Kitty“ einkehren? Doch die dortige Mannschaft scheint verspielt, wie all die Mädchen, die Kitty gern haben. Die Zubereitung der bestellten Speisen dauert ungewöhnlich lange. Nach gut 1 ½ Stunden wird das Essen serviert, jedenfalls ist wie allerorts frisch zubereitet und wir lassen es uns schmecken.

 

Ein langer Weg steht noch bevor. Welch eine Überraschung, als Waltraud und Gerhard uns entgegen kommen. Sie waren im Tsum Valley, mussten aber in Lo , wie viele andere Wanderer, umkehren, da der Larke La wegen zu hohem Schnee noch nicht passierbar war. Aufgrund des sonnigen Wetters der zurückliegenden Tage sind wir optimistisch zumal auch von unserem Büro die Nachricht kommt, dass der Pass wieder freigegeben ist. Aber bis dort hinauf sind es noch ein paar Wandertage.

 

An der Abzweigung in das Tsum Valley zweigt unser Weg in die Schlucht hinunter. Auf der Brücke über dem tosenden Wasser befestigen wir ein Band Gebetsfahnen. Mögen all die Götter des Himalaya weiterhin für gutes Wetter sorgen.

 

Jedem Abstieg folgt zwangsläufig ein Anstieg. Tief unter uns mündet der Syar Khola in den Budhi Ghandaki. Durch dichte Tannenwälder setzen wir die Wanderung fort. Das Tal wird enger. Fast scheinen die beidseitig aufragenden Felswände uns erdrücken zu wollen. Viel furchterregender ist die schwankende, nur notdürftig mit Brettern und Steinen geflickte Hängebrücke, die es zu überqueren gilt. Es scheint, dass man diese bei all den vielen vorgenommenen Renovierungen und Neubaumaßnahmen vergessen hat. Hängebrücke - Manaslu-Umrundung, NepalVom rechten Ufer geht es zum linken hinüber. Die Pferdestation (Übernachtung 2011) wurde erweitert und kurz dahinter steht eine neue Lodge, Hauptquartier eines deutschen Veranstalters.

 

Wir schaffen die weitere Stunde bis nach Deng (1.800 m), auch Dyang geschrieben. Ein paar Regentropfen fallen. Gegen 18 Uhr ist endet die heutige Etappe im recht gut mit Touristen und Gruppen belegtem Shangri La Home.

 

57. Tag - 11.4.2015

 

Ein sonniger Tag beginnt. Im Norden erwacht der nah gelegene Grenzkamm zu Tibet. Die erste Etappe schlängelt sich nach Bihi (2.130 m) hinauf. Stand dort vor 4 Jahren ein einsames Gasthaus mit 3 Schlafräumen, so findet man dort auf einer Strecke von etwa einem Kilometer drei recht komfortable Unterkünfte.

Ein neuer, gut ausgebauter Weg verläuft am Hang entlang. Touristen aus aller Welt sind als Individualreisende mit ihren Guides als auch in großen organisierten Gruppen mit dem Ziel den Manaslu zu umrunden, unterwegs. Erwähnenswert ist die buddhistische Großfamilie, deren Ziel das Frühjahrsfest im Kloster oberhalb von Lho ist, wie wir erst später herausfinden. Unterwegs übernachtet man bei Einheimischen und bezahlt mit Naturalien, u.a. mit geflochtenen Körben.

 

Pünktlich zur Mittagspause erreichen wir Ghab (2.160 m), wo mehrere Lodges um Gäste buhlen. Mein Zimmer in NamrungDurch urwäldlichen Mischwald, durchsetzt mit rot blühendem Rhododendren, Azaleen-Büschen und unzählig anderem sprießendem Gewächsen verläuft der Weg in vielen Kehren nach Namrung (2.660 m). Damals gab es hier nur eine Lodge mit Kerosin Depot für die Camping-Gruppen. Heute entsteht dort ein Palast-Hotel und unsere Herberge, das Namrung Guest House ist vom Feinsten. Zwar ist noch kein WiFi verfügbar aber am Abend flimmert der Fernseher mit 99 Programmen zur Auswahl.

 

Majestic Manaslu Lodge, Lho58. Tag - 12.4.2015

 

… und die Majestic Manaslu Cottage in Lhogaon (3.180 m) dürfte wohl kaum noch zu toppen sein. Doch der Manaslu ist hinter dicken, tief hängenden Wolken verborgen. Es beginnt zu regnen.

 

Heute Morgen schien noch die Sonne. Durch alte malerische Dörfer der hier lebenden Gurung, die mongolisch/tibetischen Ursprungs sind, verläuft der Weg entlang verwitterter Manimauern und Chörten. Steinerne Tore, sogenannte Durchschreitungchörten mit beiderseitigen Gebetsmühen und prächtigen Mandelas und Buddha-Darstellungen an der Decke, kennzeichnen Ortsein- und -ausgänge. KartoffelHier und da steht bereits der Weizen auf den Feldern. Aber auch eine rutschige Schneezunge muss überquert werden. Ansonsten befinden wir uns im Paradies der Kartoffeln, die nach der Weizenernte im Sommer ausgesät werden. Die Ernte wird in tiefen Erdlöchern - vor Frost geschützt - gelagert und je nach Bedarf hervor geholt. In Nepal gedeihen die besten Kartoffeln der Welt und das in verschiedenen schmackhaften Sorten.

 

… und der Regen, er rinnt

Kloster in Lho59. Tag - 13.4.2015

 

die ganze Nacht hindurch. Alles grau in grau. Im Regen nach Samagaon aufbrechen? Gegen 10 Uhr kehren die ersten Trekker zurück, die die Umrundung des Manaslu wetterbedingt aufgegeben haben. Wir warten ab, besprechen aber vorsorglich einen Plan B für eine Umkehr.

 

Klosterfest in LhoAm Nachmittag lässt der Regen nach. Ein guter Grund zumindest den letzten Tag des Klosterfestes zu besuchen.

 

Weitere Touristen kehren zurück. Als auch noch eine 18-köpfige Gruppe aus Samdo eintrifft, sind die Unterkünfte in Lho ausgebucht.

 

Die Dämmerung bricht an. Der Regen hat aufgehört. Plötzlich zeigt sich der Manaslu am Abendhimmel. Unser Optimismus steigt. Das war nur ein kleines Zwischentief. Wir schaffen es!

60. Tag - 14.4.2015

 

Der Himmel ist zwar leicht bedeckt, aber es ist windstill und warm geworden. Das Wetter scheint sich zum Besseren zu entwickeln. So brechen wir nach Samagoan (3.530 m) auf. Lediglich eine Gruppe aus Korea ist mit uns in gleicher Richtung unterwegs. Einige warten ab, andere haben die Tour aufgegeben und befinden sich auf dem Rückweg.Hotel Yeti

 

Zunächst gilt es einige Höhenmeter abzusteigen. Dann folgt ein kurzer gerölliger Anstieg und der weitere Weg verläuft recht bequem durch schattigen Wald zunächst bis Syatagaon (3.520 m). Entgegen kommen uns viele enttäuschte Gesichter, welche die Tour wetter- als auch zeitlich bedingt abbrechen mussten. Im neu erbauten Yeti Hotel legen wir eine Pause ein, denn Samagaon ist nicht mehr all zu fern. Unverhofft rennen Geländeläufer vorbei, welche die Umrundung des Manaslu in 7 Tagen von Arughat bis Taal bewältigen wollen.  Manaslu MarathonDiesen sehr gut Trainierten gilt unser Beifall auch noch dem/der Letzen der/die uns auf unserem weiterem Weg mühelos überholen wird.

 

Tal von Samagaon, ManasluDas Tal weitet sich zu einer Hochebene. Manaslu und Pangboche Himal ragen in den Himmel. Yaks grasen auf den weitläufigen Weiden und suchen nach ersten, spärlichen Grün. Der im Winter in den Ställen angefallene Dung wird zur Aufbereitung der Felder zur bevorstehenden Aussaat von Mais, Gerste und Kartoffeln vorbereitet.

 

SamagaonAufgrund des regnerischen Wetters durchwaten wir ein schlammiges Samagaon (3.530 m). Danach traue ich meinen Augen nicht. Hier ist eine moderne Lodge-City entstanden. Dieser Ort ist ideal zur Akklimatisierung, ähnlich Namche Bazar im Khumbu. Es bieten sich kleinere Ausflüge in die Umgebung bis hin zum Tagesauflug zum Manaslu Base Camp auf 4.400 m Höhe.Samagaon

 

Das Mount Manaslu Hotel bietet allen nur erdenklichen Komfort. Das geflieste Bad schreit zwangsläufig zur ausgiebigen Dusche. Da die Solaranlage noch nicht in Betrieb ist, nehme ich auch gerne mit einem Bottich warmen Wassers, einer Schöpfkelle vorlieb, um Staub und Schweiß der zurückliegenden Tage vom Körper zu spülen.

Sonnenaufgang am Manaslu, Samagaon61. Tag - 15.4.2015

Abschied von den Berlinern in Samagaon

Panorama View am frühen Morgen. Doch dann verschleiert sich der Himmel. Für meine neu gewonnenen Freunde aus Berlin wird es zeitlich eng. Da die Überschreitung des Larke La nicht sicher ist, tritt der bereits ausführlich diskutierte Plan B in Kraft: Umkehr mit Rückweg über Barpak und Gorka. Diesen Weg konnten sie glücklicherweise noch gehen und sind am 25.04. zur Mittagzeit des Erdbebens bereits in Berlin gelandet.

 

Frauen auf dem Weg nach SamdoDem herzlichen Abschied folgt mein weiterer Weg mit Sundar nach Samdo (3.690 m). Inzwischen haben wir erfahren, dass die Geländeläufer den Larke La gestern überquert haben, also werden wir es ebenfalls schaffen. Zunächst recht gemütlich durch ein weites grünes Tal. Mehr und mehr nehmen die durch Lawinen verursachten Schneezungen zu. Auch das Wetter verschlechtert sich. War die Entscheidung richtig, diese Tour fortzusetzen? Ich habe ja noch genügend Zeit bis zum gebuchten Rückflug am 05.05.2015. Wenn alles klappt, wäre sogar ein Doppelpass möglich: Larke La und anschließend der Thorong La.

 

Es beginnt zu nieseln, als wir endlich den letzten Aufstieg zum Tor vor Samdo antreten. Dann beginnt es kräftig zu schütten und wir sind froh in der Tibetan Twin Lodge ein Dach über den Kopf zu haben. Es ist die gleiche Lodge, wo ich im Jahre 2011 nächtigte. Die Zimmer befinden sich mittlerweile im schräg gegenüber liegenden Neubau.

 

Heute sind wir die einzigen Gäste im Ort. Den weiteren Tag, bis in den Abend hinein, verbringen wir mit den Zwillingen und Mama am holzbefeuertem Ofen.

 

Sonnenaufgang - Samdo - Manuslu-Umrundung62. Tag - 16.4.2015

 

Morgengrauen, die umliegenden Gipfel erstrahlen im Glanze der aufgehenden Sonne. Noch verbleibende Wolkenschleier lösen sich rasch auf. Heute ist ein Ruhe-/Akklimatisationstag angesagt. Wir begeben uns auf Fotosafari durch Samdo, dem malerischen Dorf inmitten dieser gewaltigen vereisten und verschneiten Gebirgswelt. Auf den kargen Weiden grasen Yaks. Neugeborene Kälber tummeln herum oder suchen Schutz bei Mutter Yak. An den Hängen sitzen Murmeltiere vor ihren Höhlen und verschinden geschwind, sobald sie irgendeine Gefahr wittern.

 

Dorf Samdo Yak Kälber

 

Schließlich machen wir es uns auf der Terrasse der Lodge gemütlich und genießen die warmen Strahlen der Sonne. Wer wird heute wohl aus Samagaon eintreffen? Zur Mittagszeit treffen die ersten ein. Die Gruppen aus Russland und Korea, drei Damen aus Tschechien. All denen sind wir bereits auf unserem Anmarsch begegnet. Samdo füllt sich mit weiteren Gästen. Gestern noch allein hier vor Ort, heute sind alle Gasthäuser ausgebucht. Morgen wird eine Karawane in Richtung Dharmashala / Larke Phedi (4.470 m) aufbrechen.

 

Zum Abendessen schnorre ich eine Schale Kimchi vom Koch der koreanischen Gruppe. Mal etwas anderes das würzige scharf eingelegte Gemüse mit gebratenem Reis zu speisen, lecker, lecker!

 

63. Tag - 17.4.2015

 

Tageslicht fällt in mein Zimmer. Sind die Scheiben beschlagen? Ich wische mit der Hand darüber. Die Sicht bleibt weiterhin milchig weiß. Ein Schritt vor die Tür und die traurige Bestätigung: Nebel, tief hängende Wolken aus denen weiterhin die Tropfen fallen. Was nun? Die Tour abbrechen, abwarten oder den Russen folgen, die den Aufstieg nach Larke Phedi in Angriff nehmen. Die meisten Gäste sind unschlüssig. Die Koreaner beschließen einen Tag abzuwarten. Die Wetterprognosen widersprechen sich. Ein Guide behauptet in den kommenden Tagen bleibt es regnerisch, der andere sagt ab Morgen Sonnenschein voraus. Als der Regen langsam in Schnee übergeht, entscheiden wir uns für den Abstieg und werden wie die Berliner über Barpak und Gorka zurück wandern. Heute darf ich gar nicht darüber nachdenken, was passiert wäre, wenn wir am 25.04. nach Plan B im Epizentrum des Erdbebens nahe Barpak gewesen wären. Unser Glück und Rettung kam uns bereits entgegen. Davon aber später.

 

Zu Mittag sind wir wieder in Samagaon. Der heftige Schnee ist in Regen übergegangen. Eine kurze Pause und am Nachmittag kehren wir im Yak Hotel in Syatogaon, oberhalb von Lho ein.

Koch in Aktion

Während die hier nächtigenden Gruppen in der recht kühlen Dining Hall den Abend verbringen, hocke ich mit den Nepalis in der Küche um den Herd herum und beobachte den Küchenchef. Mit bescheidenen Mitteln, zwei Feuerstellen und einem kleinen Gaskocher auf engstem Raum bereitet der Koch geschwind und geschickt ganz allein all die bestellten Gerichte der Gäste zu. Wie üblich essen Guides und Träger erst nachdem die Gäste versorgt sind. Natürlich gibt es für alle, mich eingeschlossen, Dhaal Bhaat.

 

Manaslu64. Tag - 18.4.2015

 

War es gestern eine Fehlentscheidung? Sonnenschein! Sundar berichtet, das Dipendra mit 2 Gästen heute in Namrung eintrudeln wird. Dort müssen wir uns auf jeden Fall treffen und der Rückweg wird fortgesetzt.

 

Am Nachmittag ein Wiedersehen mit Dipendra und Sarge als Träger, mit dem ich vor ein paar Wochen im Mardi Himal und zum Machhapuchare BC unterwegs war. Herzliche Begrüßung und Kennenlernen von Nana und Niklas aus Göttingen. Papa, du kommst mit uns, du gehst nicht zurück! In den kommenden Tagen ist ausschließlich Sonnenschein vorher gesagt, prophezeit Dipendra. Mit mir ist bisher jeder über den Larke La gekommen. Alle bitten darum mitzukommen, einen erneuten Anlauf zu unternehmen. Vorsorglich verschiebe ich die Entscheidung auf Morgen. Sollte tatsächlich wieder die Sonne scheinen, dann … .

 

65 - 67. Tag - 19. - 21.4.2015

 

Wahrlich, sie haben Sonnenschein mitgebracht. Es ist kein Wölkchen am Himmel zu erkennen. Abermals hinauf nach Lho. Majestätisch erhebt sich der 8.163 m hohe Manaslu in den Himmel.

Manaslu

Tags darauf sind wir in Samagaon. Dipendra empfiehlt hier auf den üblichen Akklimatisierungstag zu verzichten, denn das Wetter könnte bald wieder umschlagen. Da Jana und Niklas keinerlei  Höhenprobleme haben nutzen wir den Nachmittag zu einem Spaziergang zur nahe gelegenen Gompa und von dort zum Birendra See, direkt unter dem Gletscherabbruch des Manaslu gelegen. Auf dem Wasser schwimmen dicke Eisschollen. Wer es wagt, springt, wie Dipendra, vom Ufer hinüber und betreibt mit nackten Füßen auf dem Eis ein paar Jogaübungen.

 

Manaslu Lo unterhalb des Manaslu Samagaon - Manaslu-Trekking

 

Am 21.04. treffen wir mittags gut gelaunt und munter mit weiteren Wanderern in Samdo ein.

 

Souveniers unterhalb des Manaslu68. Tag - 22.4.2015

 

Das Tagesziel ist Larke Phedi oder auch Dharmashala genannt. Vor 4 Jahren begann es beim Aufstieg an zu schneien und wir mussten die Überquerung des Larka La aufgeben. Heute ist es mein dritter Anlauf nachdem Sundar und ich vor 6 Tagen ebenfalls den Abbruch beschlossen hatten. Heute strahlt die Sonne, wie es Dipendra vorausgesagt hat.

 

Frohen Mutes brechen wir, wie all die Anderen, auf. Kurz oberhalb von Samdo hat auf einer Wiese ein alter Mann seinen Souvenir-Shop auf einer Decke ausgebreitet. Darunter sind einige schöne Stücke, geschnitzt aus Yak-Zähnen. Jana kauft ein.

 

Gemächlich ansteigend zieht sich der Weg hinauf. Lediglich ein steiles, rutschiges Schneefeld ist zu queren und vor der Lodge in Larke Phedi muss man durch ein paar patsche Schneereste stapfen. Ansonsten befinden wir uns in einem strahlend weißen Paradies, umrundet von den mächtigen Gipfeln des Himalaya.

 

Larke Phedi

 

 

Nun heißt es ausruhen, denn morgen steht ein langer und anstrengender Tag über den Larke La (5.106 m) bevor. Ich verkrieche mich zu einem kleinen nachmittäglichen Nickerchen in meinen mollig warmen Schlafsack. Wieder zurück im Gastraum, ist es kalt und windig geworden. Ein paar Flocken fallen. Dipendra als auch all die anderen erfahrenen Guides beruhigen uns: Spätestens in der Nacht klart es auf. Sternenhimmel und morgen Blue Sky! Bis zum Schlafappell um 19 Uhr vertreiben wir uns die Zeit mit Karten spielen. Dann aber husch, husch in die Federn. Die Nacht wird kurz. Um 3:30 Uhr werden wir geweckt. Aus langjähriger Erfahrung weiß ich, wie kalt es nachts in einem unbeheizten Zimmer in dieser Höhe werden kann. Die Wärmeflasche zu meinen Füßen war in den frühen Morgenstunden noch lauwarm.

 

Morgengrauen - Aufstieg zum Larke La (5.106 m)69. Tag - 23.04.2015

 

Juhu, die Milchstraße erstrahlt am Firmament. Frühstück um 4 Uhr. Eine Stunde später wird bereits das erste Schneefeld im Licht der Stirnlampen erklommen. Wir sind die Letzten und folgen somit all den vor uns Aufgebrochenen. Die morgendliche Dämmerung beginnt. Die ersten Strahlen erreichen die Gipfel und etwas später glitzert die weiße, tief verschneite Umwelt.

 

Der leicht ansteigende Weg ist aufgrund der Trittspuren und den Orientierungsstangen nicht zu verfehlen. Aber er zieht sich nie endend wollend dahin. Im Schnee zu laufen, habe ich meine Probleme und finde nicht zum gewohnten Gehrhythmus, wie auf festem, steinernen Untergrund. Stellenweise kämpfe ich mich empor. Bleibe mit Dipendra und Sundar der Letzte in der Kolonne. Gen Süden tauchen endlich die Gipfel des Manaslu North (7.157 m) und des Larke Peak ( 6.249 m) auf. Der Larke La ist nicht mehr fern.

 

Erste Wolken ziehen auf und als wir mittags endlich den Pass erreichen, pfeift ein böiger Wind um unsere Ohren. Ein Band Gebetsfahnen wird zu den vorhandenen gespannt und die üblichen Fotos gemacht. Larke La (5.106 m) - Um den ManasluDachte ich, es würde nun langsam abwärts gehen, so müssen noch einige Höhenmeter im Sturmgebraus erklommen werden, um auch das westliche Passende zu bezwingen. Der orkanartige Wind und das eingesetzte Schneetreiben enden abrupt, als wir den Kamm verlassen. Über ein steiles, stellenweise vereistes Schneefeld geht es am Hang entlang hinab. Grödeln sind auf dieser Strecke nicht nur hilfreich sondern aus meiner Sicht unbedingt erforderlich. Normalerweise endet diese Eis-/Schneeflanke nach einem Abstieg von etwa 200 Höhenmeter. Doch aufgrund der ungewöhnlich schlechten Wetterverhältnisse, müssen wir uns weitere 600 Höhenmeter durch rutschigen und tiefen Schnee hinunter kämpfen. Immer wieder bricht man unverhofft bis oberhalb der Knie ein. Vorsicht ist angesagt!

 

Abstieg vom Larke La

 

Erst an der Seitenmoräne des Salpudanda Gletschers erreichen wir festen, steinernen Boden. Der nun folgende Weg zieht sich scheinbar nie endend dahin. Sarge kommt uns aus Bimtang mit einer großen Thermoskanne Tee und Keksen entgegen. Danke Sarge, das war nötig, um auch noch den weiteren Abstieg bis nach Bimtang (3.720 m) zu überleben. Dort kehren wir nach Einbruch der Dunkelheit in der New Tibetan Lodge ein. Alle sind froh, dass auch der alte Yeti eingetroffen ist. Eine Runde gut gekühltes Gorka Bier wird meinerseits fällig.

 

Ruhetag in Bimtang70. Tag - 24.04.2015

Meine Muskeln und Knochen benötigen einen Ruhetag. Jana und Niklas möchten hingegen in wärmere Gefilde absteigen. Dipendra und Sarge werden sie begleiten. Wir verabreden, uns am 30.04.2015 in Kathmandu zu treffen. Ich bleibe mit Sundar zurück.

 

Ach wie wohltuend ist eine einigermaßen warme Dusche aus dem Eimer mit Schöpfkelle. Dipendra hatte in allen Dingen recht, denn draußen pfeift der Wind und die Berge sind wolkenverhangen. Dort oben wird es wohl wieder schneien. Wie schön ist es im gemütlichen Gastraum zu sitzen und die zurückliegenden Tage review passieren zu lassen.

 

Im Laufe des Nachmittages treffen doch noch 2 Campinggruppen ein und die beiden Nachzügler aus Tschechien, die zeitweise mit Jana und Niklas unterwegs waren und die ich in Lho beim Wiederanstieg kennen lernte.

 

71. Tag - 25.04.2015

 

Alles grau in grau. Prompt verschlafe ich. Trotzdem brechen wir gegen 8 Uhr auf. Zum Glück regnet es nicht. An der Endmoräne des Bhimdang Gletschers wechseln wir geologisch ins Annapurna. Im dichten Wald mit hoch aufragenden Tannen, Rhododendren und weiterem Gewächs durchsetzt verläuft der Weg recht zügig abwärts zum Dudh Khola.

 

Gerade am Hang zwischen hohen Tannen und drunter der Fluss erzittert die Welt. Wir stehen auf einem Vibrator. Gegenüber hört man nur das Krachen herunter donnernder Lawinen. Was passiert? Bricht gleich die Welt zusammen? Fallen die Bäume um? Werden wir von einer Lawine überrollt? In dieser Situation bist du nur geschockt, hast keinerlei Angst und schaust nur deinem Gegenüber in die Augen. Ein Erdbeben sagt Sundar. Im Nachhinein, grob geschätzt, enden die Erschütterungen nach etwa einer Minute. Erdbeben Nepal am 25.04.2015 - Manaslu-UmrundungEin paar Meter weiter treffen wir auf weitere bleiche und geschockte Gesichter. Gemeinsam setzen wir den Weg fort. Bei jedem Schritt meine ich, dass der Boden schwingt. Ein Nachbeben oder Erdrutsch erschüttert kurz das Tal. Werden wir überleben? Mein Adrenalinspiegel erreicht 100 % als es einem recht langem Erdrutsch am Hang des Flusses auf schmalem Pfand zu folgen gilt. Mit full Power, Ängstlichkeit ist verdrängt, wird fester Boden im Wald erreicht. Letztendlich sind wir alle überrascht, dass es auf unserer Seite zu keinerlei Schäden entlang des Weges gekommen ist.

 

Zur Mittagsrast in Karche (2.700 m) treffen erste spärliche Informationen ein. Ein Erdbeben hat Nepal erschüttert. Mehr ist nicht zu erfahren, denn die Kommunikation per Mobile, Telefon, Radio und TV ist zusammengebrochen. Gho - nach dem ErdbebenIn Gho (2.560 m) summieren sich langsam alle möglichen Spekulationen, nachdem der eine oder andere per Mobil oder dem Satteliten-Telefon mit Familie, Freunden oder Bekannten Kontakt aufnehmen konnte. Das Fernsehen schweigt, keine Verbindung. Zumindest kristallisiert sich heraus, dass das Epizentrum mit einer Stärke von 7,8 in Distrikt Gorka stattgefunden hat. Auch Kathmandu sei stark betroffen. Am späten Abend gelingt es mir, Dorlis zumindest auf dem Anrufbeantworter zu informieren, dass alles ok ist.

 

Dipendra meldet sich und wird morgen auf uns in Tilche warten, um den Rückweg gemeinsam fortzusetzen.

 

72. Tag - 26.04.2015

 

Langsam erfahren wir etwas mehr über diese verheerende Erdbebenkatastrophe. So traurig die Nachrichten über Zerstörung und Menschenleben ist, so traurig ist auch das Wetter und unsere Stimmung.

 

Gemeinsam erreichen wir mittags Dharapani an der Einmündung des Dudh Khola in den Marsyandi Nadi. Dort klappt endlich die telefonische Verbindung mit Dorlis und ich kann meine besorgte Familie beruhigen, dass uns nichts passiert ist und wir den Rückweg nach Kathmandu antreten.

 

Die bestellte Suppe steht noch vor mir auf dem Tisch, als es plötzlich eine recht kurze Erschütterung gibt. Da wird wohl in der Nähe ein großer Felsbrocken herab gestürzt sein. Dass der Auslöser ein starkes Nachbeben in Langtang war und dort gewaltige Erdrutsche ausgelöst hat, erfahren wir erst ein paar Tage später.

 

In dieser engen Schlucht möchten wir keinesfalls übernachten und flüchten sozusagen in das breitere Tal (1.700 m) auf der Jeep-Piste, die uns momentan sicherer erscheint. Die Trasse ist unbeschädigt, aber es fahren keine Autos. In Tal eingetroffen stoßen wir auf unser Überleben an. In den Nachrichten spricht man von etwa 3.000 Toten. Das Epizentrum war in Barpak (Region Gorka), welches vollkommen zerstört wurde. Die historischen, zum Weltkulturerbe gehörenden Plätze in und um Kathmandu seien nur noch Schutt.

 

73. Tag - 27.04.2015

 

Sicherheitshalber folgen wir weiterhin der Straße. Ein Jeep mit Rot-Kreuz Fahne kommt uns entgegen. Über uns brummt recht langsam ein Helikopter des Militärs. Kurz darauf wird wohl die überprüfte Strecke für den Verkehr freigegeben. In Syange trennen sich unsere Wege. Jana und Niklas werden gemütlich über die Dörfer nach Beshi Sahar wandern. Was sollen wir im zerstörten Kathmandu? Ich möchte hingegen so schnell wie möglich zurück. Wie sieht es z.B. bei Krishna in Sitapaila aus? Da gibt es so viele Fragen.

 

Sundar und ich übernachten in Syange (1.100 m). Seit heute Mittag funktioniert auch wieder der TV-Empfang. Allerorts werden die erschütternden und traurigen Bilder der Zerstörung verfolgt. Leider vergessen alle Medien in dieser Situation auch einmal über Positives zu berichten.

 

74. Tag - 28.04.2015

 

Nach 2 Stunden Huckelpiste erreichen wir Beshi Sahar. Während der gesamten Fahrt konnten wir keinerlei durch das Erdbeben hervorgerufene Zerstörungen ausmachen. Nun kann ich endlich in Ruhe mit meiner Familie daheim telefonieren und sie beruhigen. Hatten sie doch seit dem Nachbeben am 26.4. keine Nachricht mehr von mir erhalten.

 

Am Nachmittag setzten Gewitter und Regen ein. Dies bedeutet abermals Schneefall in den Bergen.

 

75. Tag - 29.04.2015

 

Weiterhin Dauerregen, doch es gibt Schlimmeres. Im Micro Bus treten wir die Rückfahrt nach Kathmandu an. Mit allem habe ich unterwegs gerechnet. Doch die Straße von Beshi Sahar nach Dumre, von dort weiter nach Kathmandu ist unbeschädigt. Gleiches gilt für die am Wegesrand stehenden Häuser als auch die zu durchquerenden Städte. Lediglich die Seilbahn hinauf nach Manakamana ist nicht in Betrieb. Erst als wir nach Kathmandu hinein fahren, entdecken wir vereinzelt beschädigte als auch komplett eingestürzte Häuser.

 

Während der gesamten Rückfahrt kommen uns massenweise Busse entgegen. Es sind neben lokalen Überlandbussen auch komfortablere Touristenbusse, die Bewohner aus Kathmandu kostenlos zu ihren Familien auf dem Lande bringen, um dort zu helfen.Waschen vor dem Haus in Sitapaila

 

Nach dem Erdbeben im ZeltKrishnas Haus ist beschädigt und die Wasser- und Stromversorgung demoliert. Vorsorglich übernachtet man zunächst im Zelt auf dem gegenüberliegenden Platz. Aufgrund dessen hat er mir ein Zimmer im Samsara besorgt. Ich bin völlig überrascht, dass hier scheinbar gar nichts zerstört ist. Einige kleine im Putz entstandene Risse, werden bereits zugespachtelt. Krishna hat meinen Rückflug mit Turkish Airline vom 05.05 auf den 03.05 umbuchen können.

 

76. Tag - 30.04.2015

 

Heute treffen Jana und Niklas mit Dipendra und Sarge ein. Trotz allem was passierte, wir stoßen auf die erfolgreiche Umrundung des Manaslu an.

 

Nepal ist weiterhin eine Reise wert. Es ist weniger zerstört, als es den Medien zufolge
 oft den Anschein hat. Trekking ist in den meisten Gebieten möglich.
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