Jubiläums-Tour
Langtang-Gosainkund-Helambu

 von den Tamang im Grenzbereich zu Tibet
bis zu den Sherpa im Helambu

 

 

 

Rhododendron und Langtang II, Langtang Lirung von Kyanjing Gompa Sonnenuntergang am Ganchenpo, Kyanjing Gompa
Festung Rasuwagadhi - Grenze Nepal (Rasawu) - Tibet Hausfassade im Tamang-Dorf Timure (Rasuwa) Langtang Himal
Abendstimmung in Gosainkund Von Gosainkund zum Laurebina Pass Sonnenaufgang Yangri Ri, Helambu

Reisebericht 07.04. - 28.04.2013

 

Vorwort

 

Dies ist die Fortsetzung meines Reisberichtes „Lower Manaslu“. Vor 15 Jahren, im März 1998, trafen wir (Joachim, Monika, Bernd, Reinhard und ich) als Individual-Reisende in Kathmandu ein. Dort nahm uns Govinda Poudel, der uns als Guide durch Langtang und Helambu begleitete, in Empfang. Mit dabei waren seinerzeit, Prasanta und Karma als Träger.

 

Eigentlich war dies die Geburtsstunde von HIMATREK, die offiziell ein Jahr später 1999 stattfand. Einer der ersten im Team war Dipendra, der 2000 gemeinsam mit Govinda 2 in der Ausbildung zum Trekking-Guide stand. Im diesem Jahr waren beide als Träger auf der Tour entlang des Kali Ghandaki nach Muktinath dabei. So freue ich mich, dass es zeitlich klappt, mit Dipendra als Guide zur Jubiläums-Tour aufbrechen zu können.

 

 

 

© Klaus Töpfer

HIMATREK

Gelsenkirchen, Mai 2013
 

www.himatrek.de
info@himatrek.de
 

1. Tag - 07.04.2013

 

Der von Maoisten, Kommunisten und anderen Parteien ausgerufene Generalstreik verhindert, dass wir heute nach Dhunche fahren können. So faulenze ich den Tag in Sitapaila. Während die größeren gewerkschaftlich organisieren Geschäfte und Restaurants geschlossen sind, verläuft das Leben der privaten Betriebe in gewohnter Weise weiter. Hinter den Mauern der Platten und Steine aus Beton herstellenden Fabrik (gegenüber Govindas Haus) wird emsig gearbeitet. In „kontrollierten“ Gebieten sind oft nur die Rollläden zur Straßenfront herunter gelassen. Das tägliche Geschäft geht durch die Hintertür weiter.

 

Mein Frisör in Sitapaila hat wie üblich geöffnet. Ich lasse mich für 50 Rupien gründlich rasieren und genieße die Gesichtsmassage.

 

2. Tag - 08.04.2013

 

Wie verabredet, treffen Prasanta und Dipendra gegen 08:30 Uhr ein. Auf Wiedersehen bis in etwas drei Wochen. In einer modernen TATA Limousine verlassen wir Kathmandu auf dem Highway in Richtung Pokhara. Bislang ging es gen Norden aus dem Kathmandutal hinaus. Der Fahrer klärt uns auf: In Baireni, ist die Straße entlang des Trisuli River bis zum gleichnamigen Ort ausgebaut und somit kürzer als die alte. Von dort ist auch die sich schier endlos herauf schlängelnde Schotterpiste, die weiter bis nach Dhunche verläuft, asphaltiert. Im Bereich der steilen und im Monsun stark erdrutschgefährdeten Hänge, haben einige gewaltige Lawinen, wie im Jahre 2008, die Straße mit sich gerissen. Über eine notdürftig angelegte Piste rumpeln wir einige Kilometer durch Steine und Schlaglöcher langsam dahin. Gerade wieder auf gutem Fahrweg, heißt es Stopp; der Eingang zum Langtang Nationalpark. Weiterhin werden Fahrzeug für Fahrzeug und das Gepäck gewissenhaft kontrolliert. Es dauert etwas länger, da aufgrund des gestrigen Streiktages heute die doppelte Anzahl an Touristen abzufertigen ist.

 

Nachdem kurz darauf der Checkpoint in Dhunche hinter uns liegt, ist Bharkhu (1.860 m) auf der ebenfalls ausgebauten Stecke hinunter nach Syabru Beshi schnell erreicht. Hier kehren wir in die Sherpa Lodge ein, wo ich bereits mit Govinda und Hari im Jahre 2009 übernachtete.

 

3. Tag - 09.04.2013

 

Direkt hinter Bharkhu führt ein gemütlicher Weg in schattigen Mischwald hinein. Rot blüht der Rhododendron. Auf hoch aufragenden Kiefern entfalten sich frische, hellgrüne Triebe. Hallo, hallo da kennt mich jemand. Frau und Herr Käser aus Bayern kommen mir entgegen. Vor einem Jahr trafen wir uns im Mardi Himal. Zuvor buchten sie bei mir ihre erste Bhutan-Tour, um dort feststellten, dass sie ehemals Nachbarn von Beate (Laya Tours) waren. Welch ein Zufall! Wir verabreden, im Frühjahr 2014 eine gemeinsame Tour zu planen.

 

Zur Mittagzeit sind wir in Thulo Syabru und kehren ins Hotel „Snow Fall“ ein. Wie gestern ist es staubig und dunstig, bedingt durch den von Süden aus Indien heranwehenden Wind. Die Berge bleiben dahinter verborgen und auch die Sonne vermag es nicht, diesen Schleier zu durchbrechen. Jedem Aufstieg folgt der Abstieg. Hinunter geht es zum Chopche Khola, der von einer Hängebrücke überspannt wird. Im Jahre 1998 mussten wir tief hinunter zum Bach und den immer noch vorhandenen Holzsteg überqueren.

 

Nach kurzem bergan folgt ein recht langes Zickzack bergab zum Langtang Khola. Endlich am rauschendem Fluss ist es nicht mehr weit zu den heißen Quellen. Oberhalb befindet sich in Landslide (1.800 m) die Lodge „Namaste“, die heutige Unterkunft.

 

4. Tag - 10.04.2013

 

Ein klarer blauer Himmel erfreut uns am Morgen. Entlang des tosenden Langtang Khola geht es beständig durch schattigen Mischwald aufwärts. In der gegenüber liegenden, steil abstürzenden Felswand, für jedermann unerreichbar, hat sich eine Bienenkolonie mit mehr als 20 Bienenstöcken eingenistet.

 

Hinter Bamboo wechselt man auf die andere Talseite und wir gönnen uns eine Teepause. Nun sind wir auf der Sonnenseite. Der allein gelegenen Lodge „Langtang View“, in welcher wir 2009 übernachteten, folgt kurz darauf Rimche (2.450 m), eine Ansammlung von 4 Lodges. Hier ist die Abzweigung nach Briddhim und Syabru Beshi über Sherpagaon. Keine 20 Minuten später, hinter der Biegung des Tales nach Norden befindet sich das „Lama Hotel“. Vor 15 Jahren war es hier tatsächlich die einzige Unterkunft. Inzwischen ist ein kleines Lodge-Dorf entstanden. Wir sind hier zur richtigen Zeit: Mittagspause!

 

Je höher wir aufsteigen, desto mehr nimmt die Anzahl der weiß bis rosarot blühenden Rhododendren im dichten Wald zu. Auf dem Geröllabhang am gegenüber liegenden Ufer tobt sich eine Horde der bärtigen Languren Affen aus.

Die Bewölkung nimmt zu. Droht ein Gewitter? Erste Regentropfen fallen. Bevor sich die Himmelschleusen öffnen, ist das schützende Dach des „Woodland Hotel“ in Chhunama über uns. Die 9-jährige Tochter der Wirtin zeigt mir stolz ihr Malheft mit Geschichten von Cinderella und Dornröschen. Ich erzähle ihr von meiner Enkelin Lara und schaffe es ihr das Kinderlied „Dornröschen war ein … „ vorzusingen. Es wird ein geselliger Abend. Wir sind die einzigen Gäste und Dipendra entpuppt sich mehr und mehr als lustiger Spaßvogel.

 

5. Tag - 11.04.2013

 

Es ist windig und kalt. Wolkenschleier hängen am Himmel. Wie wird sich das Wetter entwickeln, trübselig oder? Eine Stunde später, Ghoda Tabela (3.000 m) ist erreicht und die Sonne strahlt vom azurblauen Firmament. Der Langtang Lirung (7.227 m) zeigt seine volle vergletscherte Pracht. Entlang des Weges blüht der Rhododendron in vielfältigen Farben.

 

Kurz danach der Armee-Kontrollpunkt für Touristen. Wie auf einer Perlenschnur reihen sich auf dem Weg hinauf nach Langtang Tea- und Gasthäuser. Auf unserem Rückweg haben wir 21 gezählt. Ein Überangebot! Allerorts wird man zur Einkehr bzw. Rast aufgefordert. Selbstverständlich wird mit den „billigsten Preisen“ geworben oder mit Slogan wie „Sun City“, „The Hobbits“, „European Country Style“, … . Zur morgendlichen Teatime lassen wir uns im „Lovely Restaurant“ einen frischen Yak-Joghurt schmecken. Angeboten wird dort auch „Horse radding“. Ausradieren wird nicht gemeint sein. Aber vielleicht das Pferd oder Muli am Schwanz festhalten, wie wir es bei vielen Mulitreibern beobachteten.

 

 

 

Da sämtliche weiteren Einladungen, auch nur zur Teepause ausschlagen werden, sind wir zur Mittagzeit in Langtang (3.430 m). Die Auswahl an Unterkünften ist riesig. Im gerade neu erbauten Hotel „Tibetan“ kehren wir ein. Entlang des Weges schleppen Träger, wahrscheinlich Familienangehörige und Bekannte, Steine zur Baustelle des in Kürze neu eröffnenden Touristen- Quartiers. Waren es 1998 vielleicht 2 oder 3 einfache Lodges so sind es jetzt mindestens 20. Da heute im Hotel „Tibetan“ eine große Gruppe erwartet wird, empfiehlt uns der Wirt, sich zu seiner Tochter nach Mundu (3.500 m) zu begeben. Gesagt, getan. Wir durchqueren das ursprüngliche Dorf Langtang oberhalb der Gasthäuser-Neubausiedlung. Ein kurzer Anstieg, dann geht’s entlang Chörten und Manimauern. Nach knapp einer Stunde sind wir am Ziel.

 

Eine familiäre Unterkunft. Mehr Homestay als Lodge! Zwei Zimmer, die ansonsten von den beiden Töchtern im Alter von 10 und 12 Jahren bewohnt werden, stehen als Schlafräume zur Verfügung. Der Sohnemann im Alter von 7 Jahren schläft noch bei Mama. Allein fürchtet er sich. Die heimische Küche ist gleichzeitig der Gastraum, eine Atmosphäre zum Wohlfühlen. Auf dem holzbefeuerten Ofen wird Gras gekocht. Brennnessel-Suppe kenn ich schon. Echt lecker, aber Gras? In der kalten, auf den Weiden noch kargen Zeit, möchte auch ein Pferd gut versorgt werden. Ich darf mich hingegen auf die würzige Gemüse-Kartoffel-Pfanne freuen, die vor meinen Augen zubereitet wird. Anschließend weiß ich, wie Sherpa Stew zubereitet wird. Werde es zu Hause mal versuchen. Ob es klappt???

 

6. Tag - 12.04.2013

 

Die ganze Nacht tobte ein Sturm über uns hinweg. Ob wir im Morgenrauen im Schnee versunken sind? Das Thermometer im Zimmer zeigt schlappe 4 °C. Draußen nimmt hingegen ein sonniger Tag seinen Anfang. In der Küche neben dem Ofen schlummern noch die drei Kinder der Wirtin unter einer kuscheligen Decke, während mir das Frühstück serviert wird.

Relativ gemütlich zieht sich der Weg nach Kyanjing Gompa (3.850 m) hinauf. Der Langtang II ragt über den bizarren Felsabstürzen empor, die geologisch der Übergang zwischen asiatischer und abgebrochener afrikanischer Kontinentplatte sind. Den Hintergrund des Tals beherrscht der knapp 5.000 m hohe Tserko Ri. Auf dieser kurzen Strecke, setzt sich die „Bettelmeile“ der Lodges fort. Wir zähen 9 Gasthäuser. Die Lodge der Freundin unsere Gastgeberin in Mundu war uns gestern wärmstens empfohlen worden. Sie erwartet uns. Es fällt schwer abzusagen. Wir planen hier 3 Nächte zu verbringen und etwas Komfort mit warmer Dusche auf der Etage soll schon vorhanden sein. Manche Wanderer wurde bereits ab Langtang die „beste Lodge“ in Kyanjing vermittelt. Die Auswahl ist groß und entscheiden uns schließlich für das neu erbaute Hotel „Super View“.

 

Der View Point oberhalb Kyanjing wird nach der Mittagspause als Akklimatisierungstour auserkoren. Der Wind nimmt zu und mehr und mehr Wolken ziehen auf, welche die Bergsicht einschränken. Da ich dort oben und weiter hinauf zum Kyanjing Ri vor 4 Jahren war (siehe Reisebericht 2009) kehren wir auf halben Wege um. Nun kann die Dusche mit solarthermisch erwärmten Wasser genutzt werden und anschließend lässt man auf der Terrasse des Hotels die Seele baumeln. Der Tag endet mit einem malerischen Sonnenuntergang, der die eisglitzernden Gipfel in ein zartes orange färbt.

7. Tag - 13.04.2013

 

Ein Bilderbuchwetter. Durch das Fenster meines Zimmers, begrüßt mich zur frühen Morgenstunde die vergletscherte Gebirgskette mit Kangjala Himal und Gangchenpo (6.375 m). Über Jahr für Jahr zur Monsunzeit herab gespülten, ständig breiter und höher werden Geröllmassen geht es hinunter in den Talgrund des Langtang Khola. Zottelige Yaks grasen auf der weiten Fläche. Der in einigen Karten noch verzeichnete Flughafen existiert nicht mehr. Lediglich die Begrenzung der Landepiste sind noch erkennbar. Das Tal wird enger und der Weg verläuft entlang des tosenden Flusses aufwärts. Mal geht es am Berghang entlang, mal über kleine grüne Auen auf denen Pferde und Yaks weiden. Herrliche Fotomotive mit der imposanten Kulisse der ewig weißen Bergwelt. Zwei sehr anspruchsvolle Übergänge führen hinüber ins Helambu: Der Ganja La (5.108 m) und der Tillmann’s Pass (5.320 m). Der Aufstieg zum Tillmann’s Pass zweigt in Langshisa Kharka ab und führt entlang des gleichnamigen Gletschers hinauf. Wir begnügen uns mit dem Anblick. Am Talende ragt im Grenzgebiet zu Tibet der gewaltige Phemtang Karpo Ri (6.865 m) empor. Wie im Jahre 2009 finden wir einen gemütlichen Platz zur Brotzeit.

 

 

Auf dem Rückweg bläst uns ein heftiger kalter Wind um die Ohren. Anorak, Schal und Pudelmütze werden unverzichtbar. Schließlich sind gut 150 Höhenmeter Geröllhalde zu erklimmen. Irgendwie mache ich einen falschen Tritt und sofort schreien meine demolierten Lendenwirbel auf. Au weia, das tut weh!. Ganz, ganz langsam. Dipendra übernimmt meinen Rucksack, der zwar kaum Gewicht hat aber immerhin eine kleine Erleichterung ist. Als das Flussbett durchschritten ist, bitte ich Dipendra voraus zu gehen und aus meiner Reiseapotheke das für solche Fälle von meinem Arzt verschriebene Schmerzmittel AL 800 zu holen. Noch vor Erreichen unseres Hotels schlucke ich eine dieser Hammerdrogen. Schmerz lass nach. Die für morgen geplante Besteigung des Tserko Ri wird gestrichen.

 

8. Tag - 14.04.2013

 

Happy New Year 2070! Neujahr in Nepal, das amtliche unter den vielen, die hier im Lande gefeiert werden. Ich feiere auch. Die Medizin hat gewirkt. Trotzdem, Tserko Ri ade. Wir machen uns auf den Rückmarsch. Heute begegnen uns die ersten Touristen aus Deutschland. Eine größere Gruppe und eine Studentin vom Bodensee, die mit Porterguide unterwegs ist. Bislang trafen wir überwiegend Franzosen und Amerikaner.

 

Nachdem der Tag sonnig begann, wird es sehr zeitig dunstig. Sind somit nicht all zu traurig, den Tserko aufgegeben zu haben, denn die Bergsicht wird ständig trüber. Die genaue Anzahl der Lodges/Gasthäuser auf der Strecke von Kyanjing Gompa bis Ghoda Tabela, die ich auf dem Anmarsch nannte, haben wir heute gezählt. Aufgrund des Überangebotes ist diese Strecke tatsächlich eine Bettelmeile. Trotz alledem sind die Nepali sehr optimistisch, was den Zuwachs an Touristen anbelangt. Ständig treffen wir schwer beladene Porter, die Baumaterialen, wie Balken, Holzplatten, Amiereisen als auch Steine vom nahe gelegenen Steinbruch mühsam herauf schleppen.

 

Im uns wohl bekannten „Tibetan“ Guesthouse (Ghoda Tabela) kehren wir ein. Die nachempfundene Kuckucksuhr „Fairiy’s Castle“ hängt weiterhin im Gastraum an der Wand.

 

9. Tag - 15.04.2013

 

Nachdem mir gestern Nachmittag das Schokoladen-Momo bestens mundete, bestelle ich es zum Frühstück noch einmal. Zu Hause werden alle ungläubig mit den Kopf schütteln. Das kann doch nicht wahr sein: Ist mein Mann, unser Papa, Opa krank? Kuchen, Nutella und Co sind daheim absolut verpönt! Keine Sorge, ich bin gesund aber vielleicht ist die Höhe schuld. Sehr wahrscheinlich auch der Grund, dass Dipendra und ich immer mehr Witze reißen. Lachen hält gesund! Da kommt schon wieder jemand entgegen. Welche Begrüßung? „Namaste“ ist genau so ausgeleiert wie „Grüß Gott“ in den Alpen. Also macht man es mehrsprachig international: Namaste, Tashi Delek, Julee sind die Begrüßungen in Nepal, Tibet und Ladakh. Es folgen Guten Morgen, Good Morning, Bonjure, Nihaw, Konichiwa. Letztes ist Japanisch. Was fehlt, ist Finnisch. Eine 32-köpfige Pfandfindergruppe aus Finnland kommt uns entgegen. Auch kein Problem, wir setzen den Spaß in Englisch fort: Alle tragen den Aufnäher „Nepal 2013“. No, that’s wrong. Yesterday was New Year. Now it is 2070!“

 

Der weitere Tourenplan ist aktualisiert. Da wir einen Tag gespart haben (Tserko Ri) und frühestens 29.04.2013 in Kathmandu zurück sein möchten, werden wir einen kleinen Umweg einschlagen. Das heutige Ziel heißt Sherpagaon. Von dort soll des hinunter nach Syabru Beshi gehen. Ein Tagesausflug nach Rasuwagadhi dem Grenzort Nepal/Tibet erscheint ebenfalls lohnenswert.

In Rimche folgenden wir dem Weg entlang des fast senkrecht zum Langtang Khola abfallenden Hangs, statt in das tiefe Tal abzusteigen. Nach knapp 2 Stunden ist die kleine Siedlung Sherpagaon (2.560 m) erreicht. Neben einem älteren Gasthaus am Dorfeingang stehen 2 neu errichtete Lodges zur Auswahl. Abermals die Qual der Wahl und entscheiden uns für die „Superview“. Die Zeit verbringen wir mit der Familie im Gemeinschaftsraum, der wie in kleineren privat geführten Lodges üblich, Küche und Aufenthalt-/Essraum für Besucher zugleich ist. Später trifft noch ein Paar ein, welches heute von Briddhim startete.

 

10. Tag - 16.04.2013

 

Wir setzen den Panoramaweg fort. Nach etwa 150 m Aufstieg erreicht man den Höhensattel und hätten von dort direkt u.a. das Ganesh Himal vor Augen. Doch die Wetterlage ist uns nicht hold. Wie vor ein paar Tagen verhindert der aus Indien heran gewehte Staub jegliche Sicht. Zumindest sendet die Sonne ihre Strahlen, so dass der Abstieg durch schattige Kiefern und Tannenwälder sehr angenehm ist.

 

Abgesehen davon, dass 2 junge, schwer bepackte Wanderer an uns vorbei eilen, begegnet uns nur eine Kolonne Träger, die Material zum Neubau einer Brücke hinauf transportieren. Überraschend ist, dass für diese der Weg bestens markiert wurde. Es darf ja auch kein Eisenteil verloren gehen. Touristen doch? Der direkte Weg nach Syabru Beshi führt über Benjang. Dort lädt das einzige Gasthaus zur Einkehr ein.

 

Anschließend folgt ein nie enden zu wollender Abstieg im Zickzackkurs. Mit etwas weichen Knien stehen wir am Nachmittag vor dem Hotel „Sky“, wo ich schon 2 mal zu Gast war. Schräg gegenüber besteht die Verbindung zur Welt, sprich Cyberspace Cafe.

 

11. Tag - 17.04.2013

 

Um 6 Uhr drehe ich mich noch einmal im Bett um und versinke in weitere 1 1/2 Stunden Schlaf. Zum Frühstück gibt’s auch etwas Kontinentales: Toast mit Knoblauch, Käse und Tomaten. Die Sonne knallt herab und es wird sehr heiß hier unten im Tal.

 

Nachdem der Jeep aus Kathmandu mittags eingetroffen ist, erreichen wir auf der neu ausgebauten Straße in knapp einer Stunde den Grenzort Rasuwagadhi. Die beiden Flüsse Lende Khola und Bhote Kosi markieren den Grenzverlauf. Oberhalb der Mündung befinden sich die Reste der mittelalterlichen Verteidigungsanlage Rasuwas. Auf der anderen Seite ist die Tafel „WELCOME TO TIBET CHINA“ unübersehbar. Noch überqueren nur wenige LKWs die streng bewachte, baufällig aussehende, Grenzbrücke. Eine „Friendship Brücke“ wird von chinesischer Seite her gebaut, um den Warenhandel mit Nepal auszuweiten. Diesem Projekt wird wohl ein Großteil der historischen Festung zum Opfer fallen. Eine weitere Großbaustelle befindet sich unterhalb Timure. Dort entsteht ein 111 MW Wasserkraftwerk.

 

 

Während des einstündigen Rückweg nach Timure (Sedang) zieht ein Gewitter auf. In der „Peacefull” Lodge finden wir rechtzeitig eine gemütliche Herberge. Bis in die Nacht hinein, fällt der heftige Regen.

 

12. Tag - 18.04.2013

 

Bevor es mit dem Jeep um 8 Uhr zurück nach Syabru Beshi geht, nutzen wir die Zeit für einen Rundgang durch die kleine Ortschaft mit seinen beschaulichen hölzernen Fassaden und Fenstern und den hohen verwitterten Chörten und Manimauern.

 

In Syabru kehren wir eine Stunde später zum Frühstück in die soziale Gemeindebäckerei ein. Statt „Eggs in any style“ erfreuen wir uns am frisch gebackenem Kuchen und gutem Milchkaffe, zubereitet aus Bohnen heimischer Kaffeeplantagen.

 

Der knapp 3-stündige Aufstieg nach Thulo Syabru (2.250 m) ist schweißtreibend. Unser Weg zweigt schließlich in etwas Schatten spendenden Wald ab. Auf dem gegenüber liegenden Höhenrücken ist unser vor ein paar Tagen zurückgelegte Weg über Sherpagaon gut erkennbar. Aber mehr und mehr Wolken ziehen auf. Regen droht. Dies ist ein guter Grund heute hier im Hotel „Snow Fall“ zu verweilen. Leider ist keine Internetverbindung möglich, da kein Strom verfügbar ist. Es zeigt die Notwendigkeit des „Rasuwagadhi Hydroelectric Project“. Über den Nachmittag hinweg vertreiben wir uns die Zeit mit Maumau und Rommé. Die ehemalige deutsche Bäckerei existiert nicht mehr. Eine Baugrube. Hier wird bald ein neues Hotel stehen. So bleibt nur die Möglichkeit ein paar lecker aussehende Schokoladenplätzchen im Karton zu kaufen. Eine typische Mogelpackung, made in China. Die dazu bestellte große Kanne Milchkaffee, die ich mit Dipendra teilen wollte, muss ich letztendlich allein verdauen, da sich Dipendra mit einer kleinen Tasse begnügt.

 

Im Laufe des nachmittags trifft noch ein Ehepaar mit Guide und Träger hier im Hotel ein. Insgesamt sind im gesamten Ort kaum Touristen.

 

13. Tag - 19.04.2013

 

In der Nacht träume ich von Dauerregen. Desto größer die Überraschung am frühen Morgen, dass sämtliche Wolken spurlos verschwunden sind. Mit der aufgehenden Sonne erstrahlt der Langtang Lirung und von dort der schneebedeckte Kamm bis nach Gosainkund.

 

Wir nehmen den gleichen Weg wie im Jahre 2008. Zur Mittagszeit sind fast 1.000 Höhenmeter bewältigt und die Pause in Foprang Dada (3.200 m) ist redlich verdient. Während vor dem Ganesh Himal und dem Langtang die Bewölkung zunimmt, ist der Weg hinauf nach Laurebina klar zu erkennen. Noch liegt dort oben eine Schneedecke, die aber bei weiterem Sonnenschein schnell dahin schmelzen wird.

 

Bis Sing Gompa (Chandanbari) ist es eine kurze gemütliche durch Tannenwald führende Wanderung. Vor 5 Jahren übernachteten wir hier in der Lodge „Red Panda“. Eine weitere Unterkunft hat sich zwischenzeitlich hinzugesellt. Der Name steht in Form eines ausgestopften gleichnamigen Tieres auf dem Balkon oberhalb des Eingangs.

 

Weiter geht es und noch vor 16 Uhr ist das heutige Tagesziel, Cholangpati (3.580 m) erreicht. Das Wetter ist ungemütlich geworden. Ein kalter Wind treibt graue Wolken heran. Es beginnt zu nieseln. Am bullernden Kanonenofen finden wir einen bequemen und warmen Platz. Die kleine Tochter der Wirtsleute versorgt ihren jüngeren Bruder und kümmert sich um die „holzbetriebene“ Heizung des Gastraumes. Ein gemütlicher Abend bahnt sich an, wäre da nicht die Gruppe Israelis. Mit religiösen Gesängen, Gebeten feiert man den Sabbat, denn es ist Freitag. Sind wir in einer Synagoge oder? Jedenfalls bitte der Wirt schließlich um Ruhe.

 

14. Tag - 20.04.2013

 

Der Tag beginnt grau in grau. Dicke, dunkle Wolken treiben heran. Auf der kurzen Etappe hinauf nach

Laurebinia (3.910 m), wo nur eine Teepause geplant ist, beginnt es zu schneien. Dort eingetroffen,  nehmen Schnee und Wind an Heftigkeit zu. Die Entscheidung heute hier zu bleiben und abzuwarten ist schnell getroffen. Noch haben wir die Auswahl für einen der besten Plätze am Tresen um den Ofen herum. Nach und nach treffen weitere Gäste ein: Die Gruppe aus Japan, zwei Freundinnen aus Belgien und Frankreich, sowie ein junges Pärchen, welches nach kurzer Pause mangels ausreichender Kleidung den Rückweg antreten wird.

 

Schneeflocken wirbeln in den Gastraum hinein. Ein Amerikaner aus Massachusetts mit Guide und 3 Trägern im Gefolge tritt ein. Ein netter Bursche, der sich sofort allen anwesenden Gästen vorstellt. Dann wird es interessant und spannend. Die persönliche Küche mit Gaskocher, Topf, Pfanne und Geschirr wird einer Tragetasche entnommen. Es folgen verschiedene Fertiggerichte und alle mögliche Zutaten. Sogar kalifonisches Speiseöl, Nüsse, Trockenfrüchte und, und, und sind dabei. Die Show beginnt mit einer Suppe und endet schließlich mit dem Backen eines Nuss-Schokoladen Kuchen in der Pfanne.

 

Am Nachmittag lässt der Schneefall nach. Erste Wolkenlücken entstehen. Die Sonne schafft es, das entstandene Wintermärchen ins rechte Licht zu rücken. Es ist Zeit für eine Schneeballschlacht. Der Tag endet mit einem malerischen Sonnenuntergang in einer prächtigen Winterlandschaft. Den Schnee folgen immer klare Sonnentage, so verheißt es die Wetterregel. Na, dann kann ja nichts mehr schief gehen. Mit diesem Gedanken geht man schlafen.

 

15. Tag - 21.04.2013

 

Das Thermometer zeigt - 1 °C im Zimmer. Kein blauer Himmel, keine Fernsicht! Die Gipfel des Ganesh Himal sind so eben im Licht der aufgehenden Sonne erkennbar. Das Wetter verspricht nichts Gutes. Trotzdem starten wir, wie all die anderen Wanderer, zum Aufstieg nach Gosainkund. Durch frisch gefallenen Schnee zu stapfen, auch wenn etwas gespurt, erfordert mehr Kraft als üblich.

 

Als die Stupas oberhalb Laurebina erreicht sind, beginnt es wieder zu schneien. Ein Wanderer kommt entgegen, der die Überquerung des Passes aufgegeben hat. Zu viel Schnee und zu kalt ist es in Gosainkund. Wir lassen uns nicht entmutigen, bleiben Optimisten, denn das Wetter muss ja besser werden. Dipendra erkennt auch im Schneegestöber den Weg am steil abfallenden Hang entlang, denn er hat diese Tour schon mehrmals in allen Wettersituationen geleitet. Endlich der kleine Pass. Hoffentlich wird Ganesh, dessen Figur sich dort in einer Felsnische befindet, uns etwas Glück bringen. Kurz danach finden wir Schutz in der „Namaste Lodge“ oberhalb des größten Sees.

Mit ein paar weiteren hier gestrandeten Touristen, versuchen wir uns am spärlich befeuertem Ofen zu erwärmen. Draußen tobt weiterhin der Sturm. Erst gegen Abend überrascht ein kurzer Lichtblick. Die untergehende Sonne hat es mit letzter Kraft geschafft, einige Strahlen nach Gosainkund zu senden, bevor sie hinter dem Horizont verschwindet.)

 

Der böige Wind bläst den feinen Schnee durch jede noch so kleine Ritze. Ich wechsle das Zimmer, denn das halbe Bett ist unter feinen Eiskristallen begraben. Im nächsten Raum stopfe ich vorsorglich alle Ritzen mit den zur Verfügung stehenden Kissen aus. Doch der Schneestaub findet in der Nacht seinen Weg. Es nützt auch nicht, zusätzlich die Matratze vom Nachbarbett vor das Fenster zu stellen.

 

16. Tag - 22.04.2013

 

Dank meines Schlafsackes, „Made in Nepal“, habe ich recht gut geschlafen. Weiterhin tost draußen der Sturm. Im Zimmer sind es „erträgliche“ - 2°C. Absteigen oder abwarten ist die Frage des Tages. Die meisten entscheiden sich zur Rückkehr über Laurebina und weiter in Richtung Dhunche. Sinnvollerweise verabreden sich alle aus den umliegenden Lodges zum gemeinsamen Aufbruch. Dipendra und ich beschließen einen Tag hier zu verweilen, denn wir stehen keinesfalls unter Zeitdruck. Als nächstes wechsle ich mein Zimmer auf die windgeschützte Rückseite.

 

Am frühen Nachmittag bricht plötzlich die Sonne durch. Wärme, der Schnee beginnt zu schmelzen. Eine französische Gruppe trifft ein. Hat es bei diesen widrigen Bedingungen geschafft, heute von Phedi aus den Laurebina Pass zu überschreiten. Um den Weg zu finden, wurde in Phedi ein einheimischer Führer angeheuert. Deren Spur im Schnee ist deutlich erkennbar. Das Warten scheint sich gelohnt zu haben.

 

Nach 2 Stunden findet das sonnige Intermezzo ein jähes Ende. Es ist 17:30 Uhr und des beginnt erneut zu schneien.

 

17. Tag - 23.04.2013

 

Sonnenschein, strahlend blauer Himmel. Die Expedition „Auf den Spuren des Schneeleoparden“ nimmt ihren Lauf. Zunächst bitten wir Shiva, drunten im Tempel am Seeufer um Glück und Erfolg während unserer weiteren Tour. Der folgende Anstieg durch tiefen Schnee ist anstrengend. Zudem knallt die Sonne vom wolkenlosen Firmament. Die Fährte des Leoparden kreuzt mehrmals die Trittspur. Drei junge Burschen aus Österreich und der Schweiz sind uns voraus. Aus Südwesten kündigt sich die nächste Schlechtwetterfront an.

 

 

Nach 2 ½ Stunden stehen wir oben am Laurebina Pass (4.610 m). Juchhu, zum dritten Male hier! Vor 15 Jahren im März ebenfalls bei nicht bestem Wetter, vor 5 Jahren im Herbst im Sonnenschein. Die perfekte Reisezeit wissen nur die Götter.

Ein Band Gebetsfahnen wird über den Weg gespannt. Nebelbänke ziehen heran. Noch ein paar Fotos und dann rasch hinunter. Hier ist der Schnee noch tiefer und der Weg wird mit zunehmender Bewölkung immer schwerer erkennbar. Weiß in weiß, vorteilhaft einer Spur der Vorauseilenden vor Augen zu haben. Unvorstellbar wie gestern die Gruppe aus Frankreich den Übergang von Phedi im Schneetreiben angehen konnten und es mit großem Glück bis Gosainkund geschafft hat.

 

Ich bin froh, dass endlich das noch im Ausbau befindliche High Camp (4.100 m) erreicht ist. Im Notfall könnte man hier übernachten. Dipendra rät, schnellstens weiter abzusteigen, denn erneut hat es zu schneien begonnen. Die Schneedecke wird höher und verwischt alle Spuren! Also zur Stärkung eine Nudelsuppe, 3 Tassen Ginger-Tea. Schon sind meine Kräfte für den weiteren Abstieg nach Phedi (3.780 m) reaktiviert. Dipendra folgend stapfe ich, teilweise schliddern wir gemeinsam, durch den Schnee hinunter.

 

18. Tag - 24. 04.2013

 

Oh je! Zum 3. mal steht mir die Horror-Etappe von Phedi nach Ghopte bevor. Auf und ab, nie endende Windungen. Normalerweise benötigt man hierfür 2 bis 2 ½ Stunden. Doch heute werden es im Schnee, bedingt durch teilweise vereiste Stellen 4 Stunden. Manchmal vorsichtig Tritt für Tritt. Man kommt halt nur langsam voran. Durch eine Rinne ist eine Schneelawine hinunter gedonnert. Mit etwas ungutem Gefühl überschreiten wir den Schneehaufen. Dann endlich Ghopte (3.430 m) mit seinen 2 Lodges inmitten dichtem Nebels. 1998 stand hier nur eine einfache Hütte. Gegenüber 2008 wurden beide modernisiert und ausgebaut. Auf den Weg hierher überholte uns mit in Riesenschritten lediglich eine „Powergruppe“, die heute morgen um 6 Uhr von Gosainkund aufbrach. Ansonsten sind wir allein unterwegs.

Von hier sind es noch 2 Stunden bis hinauf nach Thadepati (3.690 m). Im Nebel und weiterhin teilweise durch rutschigen Schnee, benötigen wir etwas mehr Zeit bis zur Einkehr in die „Tashi Delek“ Lodge. Dort treffen wir ein Paar aus Australien, das heute von Khutumsang aufgestiegen ist. Wir alle hoffen auf besseres Wetter. Morgen ist Vollmond. Ebenso werden Pluto und Jupiter wieder am Nachthimmel sichtbar. Dies verspricht 100 %ig sonniges Wetter, prognostiziert Dipendra.

 

19. Tag - 25. 04.2013

 

Sonnenschein? Ja bis 7 Uhr. Eine Stunde später haben die Wolken abermals die Schlacht gewonnen. Eine Wandergruppe zieht in Richtung Phedi vorbei. Wir zweigen nach Helambu ins Siedlungsgebiet der Sherpa ab. Ein kurzes Stück hinauf. Dort oben steht die Telefonverbindung mit dem Handy. Ein kurzer Anruf bei Prasanta im Office, der sich schon etwas Sorgen machte wo wir stecken würden. Nun folgt der Abstieg nach Melamchigaon (2.530 m) durch dichte Rhododendron-Wälder, deren Blütezeit sich dem Ende neigt. Nach einer Viertelstunde liegt die Schneefallgrenze hinter uns und wir schreiten die Serpentinen zügig hinunter.

 

Nach 3 ½ Stunden steht uns eine Vielzahl an Unterkünften zur Verfügung. Es scheint, dass wir zur Zeit die einzigen Touristen im Ort sind. Da ich im vergangenem Jahr mit Ganesh das Kloster und die Meditationshöhle des Guru Ringpoche besichtigte, ersparen wir uns heute diesen Rundgang. Nach einer erfrischenden Dusche im „Eco Friendly Home“ versuche ich auf der Terrasse die wenigen Sonnenstrahlen, die durch ein paar Wolkenlücken fallen, zu erhaschen. Nach den beiden anstrengenden Tagen und dem heutigen Abstieg, tut die ausgiebige Ruhepause gut. Dipendra hat sich sogar aufs Ohr gelegt.

 

20. Tag - 26. 04.2013

 

Der Vollmond, verdeckt durch dicke Wolken, hat es nicht geschafft, eine Wetterwende herbei zu führen. Was nicht ist, kann noch werden. Die Euromünze, Zahl oder Bild entscheidet zwischen direkten Abstieg nach Timbu oder weiter in Richtung Tarkeghyang mit der Option morgen zum Aussichtspunkt, den Yangri Peak aufzusteigen. In allen Fällen müssen wir zunächst hinunter ins Tal des Melamchi Khola. Der alte Fußweg, der öfters den ungenutzten Fahrweg kreuzt, führt zum Fluß hinab. In der Lodge „Riversite“ wird die Münze geworfen. Bild, die Königin der Niederlande ist dieser Seite eingeprägt. So begeben wir uns trotz dicker Wolken auf den Weg nach Tarkeghyang (2.600 m).

 

Eine kurze Strecke muss man dem Fahrpiste folgen, dann zweigt der Weg zu den Terrassenfelder ab. Es ist ein anderer als den ich vor einem Jahr mit Ganesh herunter kam. Erst weit oberhalb treffen beide Wege zusammen. Wir haben viel Zeit. Unterwegs steht ein allein gelegenes Gasthaus, welches zur Einkehr lädt. Vorbei an Chörten und Manimauern befindet sich eine neu errichtete Gompa. An im Hof sprudelnden Wasserspeiern können wir uns erfrischen, denn trotz der Wolken ist es warm. Nun ist es nicht mehr weit. Vorbei an der Gompa des Ortes. Neben einer langen, verwitterten Manimauer steht das Hotel „Tarke Ghyang“ inmitten einer großen Wiese. Tische und Bänke versprechen Biergartenatmosphäre. Also „prosit“ mit einem wohl bekömmlichen Everest Bier. Als am späten Nachmittag die ersten Tropfen fallen, bleibt nur der Rückzug in den urgemütlichen Gast- und Küchenraum. Die Familie des Hauses hockt mit den Kindern gemütlich um der Feuerstelle herum, auf welcher der Wasserkessel ständig dampft. Wir haben es uns auf eine der Bänke mit den landestypisch niedrigen Tischen davor bequem gemacht. Später füllt sich der Raum. Einheimische kehren ein. Schließlich folgt noch eine 5-köpfige Gruppe von irgendwoher (4 jungen Mädchen mit einem Boy).

 

21. Tag - 27. 04.2013

 

Die Nacht hindurch hat es kräftig geregnet. Dass der Ausflug zum Yangri Ri gestrichen ist, wird verständlich sein. Welches Panorama bietet ein Aussichtsberg im Nebel? Wir folgen der gleichen Strecke nach Sermathang, die ich im Jahre 2011 mit Ram unternahm  Es ist ein buddhistischer Pilgerpfad zu Ehren Ringpoche (Padma Sambabha), der aus Indien kommend hier entlang den Buddhismus nach Tibet brachte. Alte und neuen Chörten säumen den Weg. Jede noch so kleine Siedlung beherbergt eine Gompa. Mindestens alle paar hundert Meter, findet man am Wegesrand das in Stein gemeißelte Mantra „Om Mani Padme Hum“.

 

Abermals kehren wir in Gangyul zur Rast ein. Die kleine Lodge, bietet neben Speis und Trank auch die Möglichkeit zur Übernachtung. Seit gestern durchwandern wir fast ausschließlich mit Kartoffeln bepflanzte Felder. Hier gedeihen wahrlich die besten Erdäpfel der Welt. Echt Bio und Öko. Besonders die Tamang und Sherpa verstehen es aus Kartoffeln hervorragende Gerichte zuzubereiten. Es muss nicht immer Dhaal Bhaat (Reis mit Linsensuppe) sein.

 

Hinein in dichten Wald. Hoch ragen vermooste Bäume in den Himmel. Orchideen blühen am Wegesrand. Dann eine Schneise. Eine Gruppe Holzfäller ist in Aktion. Ein dicker Stamm muss zersägt werden. Motorgetriebene Kettensägen sind hier unbekannt. Es geht nur mit Muskelkraft und langem Sägeblatt. Kein Problem, ich helfe kräftig mit.

Dipendra folgt schließlich einem anderen Wegverlauf als Ram. Dieser führt zu höher gelegenen Plätzen mit alten Chörten und Manimauern, über denen bunte Gebetsfahnen im Wind flattern. Dieser Umweg endet an einer neu erbauten Stupa. Sicherlich auch ein herrlicher Aussichtspunkt, doch dieser bleibt uns leider verwehrt.

 

In Sermathang eingetroffen, erfahren wir, das momentan der Busverkehr nach/von Melamchi eingestellt ist. Grund sind einige unpassierbare Stellen aufgrund der heftigen Regenfälle in den zurückliegenden Tagen. Da es erst 2 Uhr ist, stellt sich die Frage noch bis Kakani weiter zu gehen. Es sind etwa 3 Stunden. Da aber alsbald wieder Regen droht, entscheiden wir uns in der „Mountain View“ Lodge zu nächtigen. Wie oben erwähnt, lasse ich mir die köstliche, vor meinen Augen zubereitete Kartoffelpfanne schmecken.

 

22. Tag - 28. 04.2013

 

Der Rückweg führt am von unzähligen Gebetsfahnen umsäumten Monument „Padma Sambabhas“ vorbei. In Kakani eingetroffen, warten wir auf das von Prasanta zugesagte Fahrzeug. Spätestens um 12 Uhr sollte der Fahrer hier sein. Wir warten und warten. Was ist passiert? Nach einigen weiteren Telefonaten stellt sich heraus, dass der gute Mann zum anderen Kakani, welches oberhalb von Timbu liegt, gefahren ist und uns dort verzweifelt sucht.

 

Somit treffen wir erst in den frühen Abendstunden in Kathmandu ein. Hier endet die Jubiläumstour, die gegenüber 1998 vom Verlauf her etwas anders verlief. Dass wir in zurückliegenden 3 Wochen ein teilsweise so schlechtes Wetter hatten, ist ungewöhnlich. Seit 1995 war ich fast jedes Jahr im Frühjahr in Nepal. So viel Schnee habe ich noch nie erlebt.

 

29.04. - 02.05.2013

 

Die verbleibenden Tage in Kathmandu vergehen wie im Fluge. Govinda 2, Cousin von Govinda lädt mich zur Hochzeit seiner Schwester Tara am Tage vor meinem Rückflug ein. Es ist abermals ein besonderes Erlebnis, an solch einer Zeremonie teilnehmen zu dürfen.

 

03.05.2013

 

Der Tag des Abschieds ist gekommen. Wie üblich, sind alle Familienmitglieder zum gemeinsamen Essen eingeladen. Nahe des Buddha Parks (Swyambunath) kehren wir in ein gemütliches Restaurant ein. Anschließend geht es zum Flughafen. Auf wiedersehen, namaste, …  und mit den besten Wünschen auf eine baldige Wiederkehr.

 

 

Einen Tag später lande ich pünktlich in Düsseldorf. Aber inzwischen ist hier Sommerzeit. Somit komme ich eine Stunde später.  Das gemeinsame Frühstück mit Dorlis findet nicht wie geplant um 8 sondern erst um 9 Uhr statt.

 

Mein Flug zur Herbstsaison ist gebucht. Am 24.09.2013 starte ich wieder in meine 2. Heimat!